Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

HAPPY END
(Kurt Weill)
25. Februar 2005 (Premiere)

Kurt Weill Fest Dessau/
Anhaltisches Theater Dessau

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 

zurück       Leserbrief

Plakative Witzeleien

Ein Werk, das von vornherein mit einem anderen Werk konkurrieren muss, hat es nicht leicht mit eigenem Charakter in die Geschichte einzugehen. So jedenfalls erinnert die Ganovengeschichte des 1929 erschienenen Werkes „Happy End“ von Kurt Weill und Bertolt Brecht allzu sehr an die kurz vorher erschienene „Dreigroschenoper“ und erreichte mit seiner Hollywood-Kritik schon zu seiner Zeit nur wenige geduldige Zuhörer. Dabei war die Story um den Kampf des Guten mit dem Bösen kritisch gemeint. Wenn eine Ganovenbande, bekehrt von Lilians ausschweifenden Hallelujah-Reden, plötzlich selbst in die Heilsarmee übertritt und damit das Happy End heraufbeschwört, liegt die Lächerlichkeit der Geschichte und die Kritik am oberflächlichen und überdimensionalen Hollywood-Happy-End sehr nah.

Ganz so nah lag die Kritik jedoch in der Aufführung von „Happy End“ beim Kurt-Weill-Fest nicht. In der Inszenierung von Herbert Olschok wurde das Werk scheinbar zu ernst genommen und eher in ein unterhaltsames 20er Jahre Milieu verwandelt, bei dem man mehr über die Kostüme als über den Inhalt der Geschichte staunen konnte. Olschok überließ nichts dem Zufall und zog mit seinen wiederholten Gags und mühselig auferlegten Ausstattungen das Stück noch mehr in die Länge und kam dabei über plakative Witzeleien nur selten hinaus. Offensichtlich stolperte jeder gerne an der gleichen Stelle über den Bühnenboden und gab die Makel seines öden Daseins preis. So blieb das aufwendig gestaltete Bühnebild von Marianne Hollenstein ein starres Abziehbild eines Chicagoer Gaunermilieus und das Werk konnte nur mit viel Phantasie, so wie es Olschok forderte, vom Publikum zu Ende gedacht werden.

Musikalisch blieb die Lässigkeit der wenigen Weillschen Songs manchmal hinter den Bühnen-Jalousien zurück, die nur für die Showakte den Blick auf die Anhaltische Philharmonie Dessau freigaben. Unter der Leitung von Golo Berg konnten jedoch verruchte Ballhausatmosphäre und musikalische Ansprüche in Einklang gebracht werden und verhalfen zu einem runden Klangerlebnis.

Die Schauspieler verkörperten typgerecht die Helden ihres Milieus, blieben aber gesanglich oftmals hinter ihren schauspielerischen Fähigkeiten zurück.

Julia Zabolitzki als Lilian Holiday bekehrte mit einem spitzen Stimmchen coole Ganoven wie Bernd Lambrecht als Bill Cracker, der mit dem berühmten Bilbao-Song einen Großteil der Zuhörergunst schon von vorneherein sicher hatte. Regula Steiner-Tomic gab die unnahbare Dame in Grau wunderbar kühl-verrucht und stimmlich voluminös.

Ein unterhaltsamer Abend, der jedoch von seinem Kritik-Objekt, der Hollywood-Maschinerie, selbst gar nicht allzu weit entfernt war. (mk)