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Fakten zur Aufführung 

THE FIREBRAND OF FLORENCE
(Kurt Weill)
4. März 2005 (deutsche Erstauff.)

Kurt Weill Fest Dessau
(Anhaltisches Theater Dessau)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Bühne

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Publikum

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"Sing me not a ballad"

Die konzertante deutsche Erstaufführung der Broadway-Operette „The Firebrand of Florence“ war ein eindeutiger Höhepunkt des Kurt Weill Festes in Dessau, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, besonders die unbekannten amerikanischen Werke des Komponisten vollständig aufzuführen.

Die Musik von „Firebrand“ war bis vor kurzem nicht nur unbekannt, sondern auch unzugänglich, denn die erste komplette CD-Einspielung erschien 2003. Nachdem der Operette zur Zeit ihrer Uraufführung (22. März 1945) wenig Erfolg beschieden war, verschwand sie schon nach 43 Aufführungen von den Spielplänen. Weill schwebte eine Art Synthese von europäischer Operette und amerikanischem Musical vor, aber das Werk wurde sein einziger Misserfolg am Broadway. Dies wurde jedoch schon damals nicht der Musik selbst, sondern vor allem den äußeren Umständen wie Regie und Ausstattung zugeschrieben. Deshalb erscheint die konzertante Lösung in Originalsprache mit deutschen Zwischentexten sehr passend, weil sie eine volle Konzentration auf die wundervolle Musik ermöglicht. Kurze witzig-ironische Zwischentexte, dargeboten von dem kurzfristig eingesprungenen Sprecher Friedhelm Eberle, ersetzen in Dessau die endlosen Dialoge der ursprünglichen Fassung.

Sensationell in Erinnerung bleibt der Auftritt von Kim Criswell als üppige Herzogin im knallrotem Kleid mit atemberaubendem Dekolleté – allein optisch eine Erscheinung. Mit ihrem charakteristischen Mezzosopran derzeit eine der gefragtesten Musical-Interpretinnen umgarnt sie den Protagonisten Cellini mit eindeutigen Angeboten in ihrer Auftrittsarie „Sing me not a ballad“. Überhaupt ist die Besetzung sehr typgerecht getroffen: die zierliche Anna Maria Kaufmann, die ihren Durchbruch als Christine im „Phantom der Oper“ in Hamburg erlebte, weiß nicht nur durch ihren lyrischen Sopran zu überzeugen. Im pinkfarbenen Ensemble nimmt man ihr die romantisch veranlagte und etwas schüchterne Muse Angela sofort ab.

Rodney Gilfry als exzentrischer Bildhauer Benvenuto Cellini war offensichtlich etwas indisponiert, seine Arie „There Was Life, Love and Laughter“ war trotzdem ein Genuss. Der Gegenspieler Cellinis im Werben um Angelas Gunst ist der eingebildete Herzog von Florenz (Alexander Günther), dem es obliegt, den Bildhauer zu begnadigen oder hängen zu lassen.

Anfangs hatte das Solistenquartett etwas Schwierigkeiten, gegen das Orchester anzusingen. Im zweiten Teil jedoch waren die Klangverhältnisse wesentlich besser ausbalanciert. Von gemischter Qualität waren die Chorsolisten, die gruppenweise aus dem Chor an die Bühnenrampe traten.

Wayne Marshall, diesjähriger Artist in Residence des Kurt Weill Festes hatte das MDR Sinfonieorchester fest im Griff und sorgte für einen beschwingten, leicht federnden und dennoch deutlich artikulierten Klang. Dem MDR Sinfonieorchester gelang unter seiner inspirierenden Leitung eine sehr transparente Interpretation dieser grandiosen Musik von überwältigender Leichtigkeit, die dem wenig an Weills amerikanische Werke gewöhnten Hörer ganz neue Klangwelten eröffnete. Ein extrem gelungenes musikalisches Gesamterlebnis. (kaki)