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Fakten zur Aufführung 

DIDO UND AENEAS
(Henry Purcell)
13. Juli 2007

Anhaltisches Theater Dessau
(Amphitheater Insel Stein Wörlitz)

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Im Englischen Garten

Das Weltkulturerbe der Wörlitzer Gartenlandschaft aus dem 18. Jahrhundert ist mit seinen Seen, Wasserläufen, seiner englischen Natur-Ästhetik und den nachgebauten napolitanischen highlights eine Opern-Szene sui generis. Zwei Stunden durch diese zauberhafte zivilisierte Natur, in einer Gondel mit Erzählungen über den kulturversessenen Fürsten von Anhalt-Dessau, mit italienischem Wein und appetitlichen Speisen – dabei Begegnungen mit Flötenspielern, geheimnisvollen Geisterstimmen, lustwandelnden viktorianischen Paaren, poetischen Rezitationen und verschwommenen Hörnerklängen aus den allmählich dunkelnden Wäldern – das bereitet genussvoll vor auf das verkleinerte Amphitheater vor dem nachgebauten Vesuv. Englische Garten-Ästhetik und italienisches Flair bereiten vor auf eine englische Oper mit italienischem Thema. Wunderbar. Zugleich ist der Focus gesetzt: Es geht um die zauberhafte Atmosphäre, um das intensive Erleben einer vergangenen Kultur, die hier in Wörlitz weiterlebt.

Im heimeligen Amphitheater hat Dietlind Konold einen weißen Steg gebaut, der in die dunkle Landschaft führt und Spielfläche für die Oper ist.

Michael Berg erlaubt nur statisches Verharren, setzt offenbar auf die emotionale Kraft von Musik und Gesang, gibt den Darstellern wenig Chancen zu intensiven Beziehungen.

Golo Berg schlägt mit der Anhaltischen Philharmonie Dessau wenig Funken aus der so vitalen Musik Purcells. Da wäre ein Eingehen auf die aktuellen Praktiken lustvoller Barock-Musik schon hilfreich gewesen!

Musikalisch uninspiriert, ohne Leidenschaften auch die Sänger: Sabine Noacks Dido präsentiert einige wenige Momente emotionaler Betroffenheit; Ulf Paulsen ist ein fast stoischer Aeneas; allein Cornelia Marschall lässt als Belinda Purcells Leidenschaft anklingen, und Peter Rehkop überzeugt stimmlich als Zauberin, lässt sich aber darstellerisch auf ein zu schlichtes Rollenverständnis ein. Der Chor der Hexen sind ein viktorianisches Publikum – im Stile der Jane Austen –, mimt das authentisch, aber von vulgär-schmetterndem Gesang keine Spur.

Und so gerät die nächtliche Gondel-Rückfahrt auch nicht zur schwelgenden Erinnerung an einen beeindruckenden Opern-Abend, sondern zum Versinken in eine märchenhaft schöne Landschaft. (frs)