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Fakten zur Aufführung 

DIE ZAUBERFLÖTE
(Wolfgang Amadeus Mozart)
5. November 2009
(Premiere: 4. Oktober 2009)

Staatstheater Darmstadt


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Die Hühner am Gürtel

Gewaltig die Schlange, die oben ins kahle Geäst des dunkel drohenden Baumes drapiert ist. Da muss sich der arme Tamino doch vor Schreck auf den Boden werfen, zumal die von Walter Schütze gebaute Bühne die Protagonisten auf Distanz hält. Denn die braunen Wände plus Gaslichter und hohe Fenster könnten einer Gründerzeit-Villa im Ruhrgebiet entsprungen sein. Sie vermitteln vieles, aber keine Heimeligkeit. Und das ist gut so, denn wer fühlt sich wohl, wenn ihm Gefahren auflauern, Mutter oder Vater abweisend fremd sich verhalten und geheimnisvolle Prüfungen zu absolvieren sind, deren Sinn und Zwecke niemandem einleuchten mag? Vielleicht auch nicht der Regie von Bettina Geyer, die ihre Figuren zwar sauber und durchaus einleuchtend führt, insgesamt aber eine zündende Idee vom und über das Stück vermissen lässt.

Doch was erwartet der Kunde eigentlich andauernd? Dass jedes Mal das Fach Opernregie neu erfunden wird oder gar ein neuer Wilder die Theaterszene betritt? Da scheint es durchaus wichtig, die Qualitäten dieser Produktion zu erwähnen. Die leise Ironie der Kostüme beispielsweise, wenn Sarastro zwischendurch wie ein absurder Bayernkönig im Hermelin umherwandelt, oder wenn die drei Damen so eine Art Tanzstundenkleider aus den frühen 50ern des letzten Jahrhunderts auftragen. Solche Anspielungen entwickeln ihr optisches Eigenleben und der Seher hat seinen Spaß.

Der Hörer ob der überwiegend guten Besetzung auch. Tamino wird von Lucian Krasznec nach anfänglicher Enge sehr schön frei und schwingend ausgesungen, und die Pamina der Aki Hashimoto lässt keine Wünsche offen, was lyrische Frische und feine Linienführung anbelangt. Als rechter Springinsfeld geriert sich David Pichlmaier als Papageno, lässt ihn die Regie doch als Hühnerdieb auftreten und sein Bariton hat treffsichere Pointierung. Auch mit der Königin der Nacht haben sie in Darmstadt Glück, denn Adréana Kraschewski tippt zwar ein, zwei Spitzen etwas hart an, aber die dramatische Wucht, die sie ihrer Rache-Arie mitgibt, ist bezwingend. Tüchtig, wenn auch mit blassem Tiefenextrem der Sarastro von John in Eichen, quirlig die Partiegestaltung von Markus Durst als Monostatos und freudvoll anzuschauen und anzuhören Margaret Koenn als Papagena, die von der Regie als Spieluhrenfigur auf die Bühne gestellt wird.

In der hier besuchten Repertoireaufführung agierte das Staatsorchester Darmstadt unter Leitung von Joachim Enders, Studienleiter am Hause, routiniert. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Eckhard Britsch

 






 
Fotos: Barbara Aumüller