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Fakten zur Aufführung 

PELLEAS ET MELISANDE
(Claude Debussy)
26. September 2007


Staatstheater Darmstadt


Points of Honor                      

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ENDLOSE DEMÜTIGUNG

Mutter Genevieve mit langem Zopf, vom Leben mit Arkel ins emotionale Abseits gedrängt – und nach den Demütigungen Melisandes „kommt jetzt die arme Kleine an die Reihe“. John Dew inszeniert Pelléas und Mélisande als endloses Scheitern der Sehnsucht nach Verständnis, Zuneigung, Liebe und – Kommunikation. Mit intensiver Sensibilität werden gestörte Gefühle deutlich, werden die wahrgenommenen Gefährdungen durch eine bedrohende Umwelt – Wald, Schiffe, Wasser, Blinde, Verhungernde – emotionale Realität. Intensivste „kleine Gesten“ vermitteln die permanente Spannung einer Atmosphäre existentieller Konflikte.

Weite Stoffbahnen, trapezförmig über die Bühne gespannte Spielflächen, schaffen – mit einer „verzaubernden“ Licht-Regie! - Räume für scheiternde Begegnungen. Roland Aeschlimann gelingt eine Bühnen-Konstruktion extremer Reduktion mit höchster Ausdruckskraft.

Carine Sechehaye gibt der Mélisande geheimnisvoll-verletzlichen Charakter, singt mit samtweichen Nuancen und vermag alles das zu vermitteln, was romantische und impressionistische Musik überhaupt ausmacht. Oliver Zwargs ungemein einfühlsam-wandlungsfähiger Bariton verleiht dem Golaud hochdifferenzierte Artikulation, lässt zwei Seiten einer gequälten Existenz überzeugend hörbar werden. Sven Ehrkes Pelléas ist eine egozentrisch-fixierte Existenz, hat mit seinem Tenor aber Probleme in der Artikulation heftiger Gefühle. Dimitry Ivashchenko gibt dem Arkel mächtige patriarchalische Statur, beeindruckt mit außergewöhnlich kraftvoller Stimme. Mit Stefanie Schaefer, Aki Hashimoto und Hans-Joachim Porcher als Genevieve, Yniold und Arzt sind kompetent-einfühlsame Sänger-Darsteller zu erleben.

Unter dem differenziert agierenden Martin Lukas Meister wird das Spiel des Orchesters des Staatstheaters Darmstadt zu einem fantastisch schwebenden Klang geführt – die verschleierten Zwischentöne der so vielfältig-inspirierten Musik Debussys werden zum melancholischen Klang unerfüllter Sehnsüchte.

Das kultiviert mitatmende Darmstädter Publikum geht auf die so gefühlsintensive Angebote ein und dankt mit herzlichem Applaus. Das Darmstädter Theater setzt mit dieser emotional bewegenden Oper ein gewichtiges Zeichen – zumal der Pseudo-Vorwurf, es handle sich um eine Übernahme aus Leipzig, nicht trifft: John Dew hat in der Zwischenzeit viel reflektiert und neue Nuancen gesetzt. (frs)