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Fakten zur Aufführung 

DIE ZAUBERFLÖTE
(Wolfgang A. Mozart)
29. April 2006
(Premiere: 15.4.06)

Staatstheater Cottbus

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Aufgesagt und aufgesungen

Eine Partygesellschaft: Stille, großes Gähnen und Ratlosigkeit. Nur leise scheint sich etwas zu bewegen: alles springt auf, doch nichts passiert. Wo befinden wir uns? Mitten in bzw. am Anfang von Mozarts Oper „Die Zauberflöte“, die erst dann in die Gänge kommt, als plötzlich Tamino bruchpilotenhaft von der Decke stürzt. Im Sinne Schikaneders ein spannender bühnentechnischer Effekt. Aber auch der Beginn einer Inszenierung der jungen Regisseurin Anna Malunat, in der zwischen nichts und allem viel angedeutet, aber wenig entwickelt wird.

Auf der einen Seite steht der Kopfmensch Sarastro als besserwisserischer Parteiführer, von dessen "Parteirede" „In diesen heiligen Hallen“ nur die Hälfte zu hören ist. Sein Gefolge wird als übertrieben breitschultrige Kordanzugträger dargestellt, die zu nichts weiter fähig sind als ihrem "Führer" zu (ge-) horchen. Auf der anderen Seite mimen Tamino, Pamina, Papageno und Papagena die lebensnahen, zur Beherrschung unfähigen Naturkinder, die das ausleben, was die Kopfmenschen ständig predigen.

Doch zwischen Denken und Tun entwickelte sich nicht viel Neues. Selbst die Brüchigkeit und Inkonsequenz, die Harnoncourt in einem, im Programmheft abgedruckten, Interview forderte, vermochte die Inszenierung trotz anfänglicher Ausflüchte nicht umzusetzen, sondern blieb sehr nahe an der Vorlage. Vieles wurde aufgesagt und "aufgesungen", Charaktere mit leeren Staffagen ausgestattet und die Musik in einzelnen dramaturgischen Zügen übergangen.

Musikalisch konnten sich die Sänger und das Philharmonische Orchester des Staatstheaters Cottbus trotz allem überzeugend behaupten. Judith Kubitz dirigierte zwar teilweise allzu lehrmeisterhaft, führte das Philharmonische Orchester jedoch zu transparenter und lebendiger Klanggestaltung.

Matthias Bleidorn (Tamino) fand sich durch seinen schlanken Tenor auch zwischen den Zeilen elegant zurecht wohingegen Andreas Jäpel (Papageno) ausdrucksvoll den Lebemann markierte. Auch Gesine Forberger (Pamina) vermochte der kopflastigen Trägheit liebevolle Fröhlichkeit entgegenzusetzen. Besonders hervorzuheben ist Olga Polyakova (Königin der Nacht), die ihrer Rolle die gebührende Größe verlieh auch wenn sie am Ende kläglich der Partygesellschaft zum Opfer fallen musste. (mk)


Fotos: © Marlies Kross