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Fakten zur Aufführung 

RIGOLETTO
(Giuseppe Verdi)
25. Oktober 2003 (Premiere)

Staatstheater Cottbus

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

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Tragik des Narren

Was es heißt, den Narren zu spielen, zeigte sich bei der Premiere von Rigoletto am Staatstheater Cottbus. Michael Junge verkörperte charakterlich überzeugend den Krüppel Rigoletto, der sich dem Hohn des lüsternen, im Gesang aber sehr eleganten und voluminösen, Herzogs (Jens Klaus Wilde) und seinen spöttelnden und zugleich gierig-gewalttätigen Kavalieren, dargestellt von einem gesanglich flexiblen Männerchor, aussetzen musste. Rigolettos gesangliche närrische Heiterkeit brach im nächsten Moment in Spott und Ironie um und ließ das Publikum in nuancierten Zügen die Tragik eines Narren mitfühlen, der sich eine Gesellschaft nicht durch Verachtung zu eigen machen kann. Seine einzige Hoffnung Gilda (Julia Bauer) vermochte ihn immer wieder mit glockenheller Stimme zu besänftigen, doch auch sie wird ein tragisches Opfer seines Lebens.

Anthony Pilavachi inszenierte damit ein Geschehen, das nie an Spannung verlor und in dem die feinen Bewegungen der Gefühle mit den Handlungen aufs Engste verknüpft wurden und dadurch ihre vollste Entfaltung erfuhren.

In der Musik spiegelte sich klanglich überzeugend die Sprache des dramatischen Werkes wider. Durch das akzentuierte Spiel vermochte Judith Kubitz die Facetten des stets zwischen Gut und Böse wechselnden Geschehens hervorzuheben.

Rigoletto wurde auch im Raum der Bühne (Ric Schachtebeck) sichtbar zum Opfer des verhängnisvollen Schicksals; seine einzige sich wiederholende Tat war das Schleppen des Bühnenvorhangs: er trug das Schicksal vom Anfang bis zum Ende auf seinen Schultern. Er ist verflucht und findet keinen Ausweg aus den schwarz-weißen Ornamenten seiner vier Wände, durch die sogar seine skrupellosen Feinde, markiert durch blutgetränkte Handschuhe, in sein Leben eindringen konnten. Der Zwiespalt zwischen Innen und Außen wurde dadurch noch einmal besonders eindrucksvoll betont.

Auch die Kostüme von Susanne Suhr führten diese Zwiespältigkeit in sehr phantasievoller Weise weiter, indem jede Figur bestimmte Attribute zugewiesen bekam, die zugleich auf eine andere Seite ihres Charakters hinwiesen: Rigoletto mit Schellen am Körper ist der spottende Alleinunterhalter, der sich gleichzeitig als Gefangener mit schwarz-weiß gestreifter Hose und Halsband enttarnt und dadurch die ständige Zerrissenheit seiner tragischen Figur offenbart. Alle Elemente, so zwiespältig sie sich verhielten, fügten sich damit zu einem sehr überzeugenden Ensemble zusammen, in dem das Publikum die Tragik des Narren Rigoletto aufs Eindringlichste verfolgen konnte. (mk)






Fotos: © Marlies Kross