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Fakten zur Aufführung 

DIE FLEDERMAUS
(Johann Strauß)
21. März 2009
(Gastspiel Staatsoperette Dresden)

KonzertTheater Coesfeld


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Gute Unterhaltung auf hohem Niveau

Zwei Jahre ist es her, dass im kleinen, beschaulichen Städtchen Coesfeld ein funkelnagelneues Theater seine Pforten geöffnet hat. Und vom ersten Tag an herrscht dort recht reger Betrieb. Das Angebot ist breit gefächert: Kammer- und Chorkonzerte finden sich im Spielplan genauso wie Musicals, Kabarett und Varietè. Reisende Schauspieltruppen präsentieren ihre Inszenierungen, Kulturschaffende aus dem Ort und dem Umland finden ein Podium für ihre Darbietungen. Selbst große Oper wird gespielt. Kurz nach der Weihe des Hauses gastierte das Theater Dessau mit Johannes Felsensteins Zauberflöten-Inszenierung, erst kürzlich konnte das Theater Hagen mit der Offenbach-Operette Ritter Blaubart überzeugen. Nun setzte die Staatsoperette Dresden bei ihrem Gastspiel Ende März mit der Fledermaus einen weiteren Glanzpunkt.

Daheim an der Elbe widmet sich das Ensemble ganz dem noch immer verschmähten Genre Operette – und das in höchstem Maße professionell. Diese Meisterschaft konnte man nun im ausverkauften Coesfelder Theater bewundern.

Die Fledermaus – das ist ein Stoff, der so richtig zugeschnitten ist auf die derzeit weltweit virulente Wirtschaftskrise. Spekulanten, Gierhälse, Emporkömmlinge, Schwerreiche, Strippenzieher... all das bietet Johann Strauß’ bestens bekannte Operette. Doch Regisseur Peter Kube setzt ganz auf eine vertrackte Beziehungskomödie fernab von allem Politischen. Dabei darf auch hin und wieder zum Klamauk gegriffen werden, so wie das ständig zu stürzen drohende Aktenregal im Gefängnisbüro - die Nemesis für dessen Wärter Frosch. Ab und an bleiben einige Akteure sich selbst überlassen, das Geschehen verharrt in Statik, wird aber zum Beispiel von der schwungvollen Balletteinlage im zweiten Akt mehr als wettgemacht. Toll, wie die Dresdner Tänzerinnen und Tänzer gleich eine ganz andere, quietschlebendige Atmosphäre schaffen können.

Das Bühnenbild von Barbara Blaschke ist zweckmäßig angelegt, soll schließlich von Dresden aus mehrfach auf Reisen gehen und möglichst problemlos auf möglichst viele verschiedene Bühnen passen. Das tut es optimal. Ein friedliches Alpenpanorama zieht sich als Hintergrund wie ein roter Faden durch die Inszenierung, ziert anfangs Eisensteins Salon, dann Orlofskys Ballsaal und schließlich auch das Gefängnis, das dem tumben Frosch (glänzend: Tom Pauls) eine prima Showtreppe bietet. Auch das Finale, in dem alle ihre kleinen oder großen Lügen in reichlich Champagner versenken, ist sinnfällig in Szene gesetzt.

Musikalisch ist diese Fledermaus wirklich ein Genuss: Glänzend Isabell Schmitt als zwitscherndes, aber so gar nicht dummes Stubenmädchen Adele - polternd und dreist gibt sich Barry Coleman als Gabriel von Eisenstein. Gerd Wiemer als Drahtzieher Dr. Falke, Bernd Könnes als stotternder Advokat und Ralf Simon als nervender Liebhaber-Tenor Alfred haben rundum passende Stimmen und Ausstrahlung. Das gilt auch für Ingeborg Schöpf als betrogene Betrügerin Rosalinde, vor allem aber für die großartige Gritt Gnauck als Prinz Orlofsky.

Das Orchester der Staatsoperette unter Christian Garbosnik trifft genau den richtigen Strauß-Tonfall, ob im dampfenden Walzer oder in den zärtlichen Melodien, die jeder mitsummen kann. Ein schöner, animierender Abend im Coesfelder Theater.

Die Staatsoperette Dresden, bislang in einer Spielstätte zehn Kilometer außerhalb des Stadtzentrums untergebracht, darf übrigens auf ein neu zu bauendes Haus im Herzen der Elbmetropole hoffen. Die Stadt Dresden hat entsprechende Planungen vorangetrieben, ein Grundstück ist bereits gefunden. Anfang 2010 sollen die notwendigen Verträge unterschriftsreif sein. Ein ermutigender Schritt in Zeiten, da eher Theaterschließungen denn Neubauten an der Tagesordnung sind. Ausschlag gegeben hat sicher nicht zuletzt die enorme Auslastung von rund 86 Prozent, mit der die Staatsoperette schon jetzt aufwarten kann und die, so wurde analysiert, noch weiter zu steigern ist nach dem Umzug in Dresdens City.

Christoph Schulte im Walde

 







 
Fotos: Kai-Uwe Schulte-Bunert