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Fakten zur Aufführung 

DIE SCHÖNE MÜLLERIN
(Franz Schubert)
15. Mai 2005

14. Sächsisches Mozartfest

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Bühne

Publikum

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Begnadete Söhne

Die Villa Esch in Chemnitz ist ein authentisches Kleinod des Jugendstils, vergleichbar mit dem Hohenhof in Hagen und den architektonischen Dokumenten in Darmstadt. Im Rahmen des 14. Sächsischen Mozartfests ist die Wahl des Spielorts auch ein Bekenntnis zu kulturellen Highlights der Vergangenheit, die ihre Wirkungen bis in die Gegenwart hoben – auch in der ideellen Zusammenschau der Künste (im Dienste einer „besseren Welt“).

„Wahlverwandschaften“ ist das Motto des beeindruckenden Mozartfests (das auch historische Orte in Sachsen wiederentdeckt); wahlverwandt sind die Solisten des Konzerts: Söhne epochaler Kunst-Interpreten mit individuell-begründeten Ansprüchen; wahlverwandt ist auch die Müllerstochter; wahlverwandt sind auch die „volkstümlichen“ Texte Wilhelm Müllers und die tragisch-ambivalenten Klänge Schuberts.

Zu Beginn intoniert Rico Gulda drei einfühlsame Mozart-Lieder, uraufführt vier frühe Eichendorff-Lieder Friedrich Guldas. Schon hier stellt sich im Zusammenspiel mit dem gleitenden Bariton Florian Preys der balsamische Eindruck höchster Lied-Kunst ein: da spielt nicht das häufig gequälte Ideal der „Oper in drei Minuten“ eine Rolle, sondern das Vermitteln emotionaler Urempfindungen mittels Klavier-Variationen und Stimm-Varianten.

Dann Schuberts „Schöne Müllerin“: die empfindsam-tragische Weltsicht des in der Natur verankerten Müllerburschen wird zur protestierend-entsagungsvollen Apotheose naiv-erschütternder enttäuschter Hoffnungen. Florian Prey vermag mit einem voluminös-ausdrucksstarken Bariton den abrupten Stimmungsbrüchen nachhaltig Ausdruck zu verleihen, die Bandbreite von fröhlicher Unbefangenheit zu tiefster Hoffnungslosigkeit als „sentimenti“ bewegend zu vermitteln. Kongenial, ohne routinierte Attitüden „klassischer Lied-Begleitung“, Rico Guldas Klavierspiel: vielmehr klangliche Umsetzung der Verkittungen im Seelendrama – im Zusammenspiel mit dem singenden Partner, in den gefühlvoll interpretierenden Möglichkeiten des Instruments.

Das Chemnitzer Publikum in der Villa Esche folgt den Vorgaben mit gebannter Hingabe, dankt den Künstlern mit respektvollem Applaus, Jubelstürme schließen sich in dem intimen Villen-Saal ohnehin aus.

Das sinnlich-sensible Ereignis wartet auf viele Wiederholungen an vergleichbaren Orten, mit vergleichbar-verständigem Publikum. (frs)