Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

DIE TOTE STADT
(Erich Wolfgang Korngold)
26. Oktober 2002

Bremer Theater

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

TRAUMATISCH

Nichts ist es mit einer geheimnisvollen Mordgeschichte im morbiden Brügge. In Bremen ist ein autistischer Paul zu sehen, der mit seinem Traum von eine wiedererstandenen Marie seinen Traum von der toten Marie zerstört - von Tilmann Knabe als Bruchstücke fehlender konsistenter Regiekonzeption in Szene gesetzt; die Musik Korngolds konsequent verdoppelnd; allein die Idee der vielen imaginierten Maries/Mariettas wirkt authentisch.

In einer bourgeoisen neogotischen "Kirche des Gewesenen" mit Marien-Ikone von Alfred Peter wird der Blick durch schwarze Vorhänge auf die engere, verregnete Außenwelt zumeist verhüllt. Kathi Maurers Kostüme lassen die bürgerlichen Konventionen sichtbar werden; die Maries in bonbonfarbenen Minis.

Die Bremer Philharmoniker betonen unter Florian Ludwig die Leidenschaftlichkeit der Musik Korngolds, des virtuosen Grenzgängers der musikalischen Brüche in den zwanziger Jahren; abendfüllend mitreißend, bisweilen allerdings allzu sehr hingerissen von dem Sog der eingängigen Melodien.

Gesungen wird expressiv auf höchstem Niveau: Mathias Schulz beherrscht mit seinem bisweilen eng wirkenden Tenor die fließenden Andeutungen zur Atonalität superb; Graciela de Gyldenfeldt spielt die "Traumfrau" intensiv, muss sich allerdings eigentümlichen abgehackten Bewegungsvorschriften unterwerfen, singt bezwingend lyrisch, intoniert präzis und hat die wunderbar kraftvoll-saubere Flexibilität zur Imagination der Verzweiflung unter der Oberfläche; mit George Stevens, Katherine Stone und Michael Junge sind die handlungsstrukturierenden Rollen des Frank, der Brigitte und des Fritz glanzvoll besetzt.

Unbedingt erwähnenswert: die straffe dramaturgische Bearbeitung durch Norbert Klein!

Das Publikum im Theater am Goetheplatz weiß die außergewöhnlichen Sängerleistungen hingebungsvoll zu würdigen! (frs)


Foto: © Jörg Landsberg