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Fakten zur Aufführung 

DAS TAGEBUCH DER ANNE FRANK
(Grigori Frid)
27. Oktober 2010 (Premiere)

Staatstheater Braunschweig
Haus Drei


Points of Honor                      

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Ein Käfig voller Angst

Grigori Frid komponierte seine Mono-Oper nach dem Original-Tagebuch der Anne Frank Ende der 60er Jahre, uraufgeführt wurde sie 1972 im Haus des Komponisten in Moskau. Wenn das Staatstheater Braunschweig das Stück nun in sein Programm für junge Theaterbesucher aufgenommen hat, dann schließt sich damit für das Haus auch ein kleiner Kreis: 1999 fand hier die Erstaufführung einer reduzierten Fassung statt.

Spielstätte der Neuproduktion ist das Haus Drei, die kleinste, intimste Bühne des Staatstheaters. Die Bühne ist unter dem Dach eines schon recht betagten Hauses, alles ist da etwas eng. Und gerade deswegen passt das Stück sehr gut dahin. Regisseurin Rebekka Stanzel hat sich von ihrem Ausstatter Vinzenz Gertler eine Reihe rollbarer Schränke bauen lassen. Die werden von schwarz vermummten Statisten über die Bühne bewegt, bieten im Inneren, davor, obendrauf und dahinter mit einfachen Mitteln große Variationsmöglichkeiten, Spielräume entstehen zu lassen. Die nutzt die Regisseurin, um glaubhaft die Entwicklung der Figur zu immer mehr von Angst, Nervosität und Beklemmung gezeichneten Zuständen in Bilder zu fassen.

Mit der israelischen Sopranistin Moran Abouloff hat sie dafür genau die richtige Darstellerin zur Verfügung. Sie verkörpert die Rolle nicht nur äußerst anrührend, meistert vor allem die vokalen Anforderungen der recht langen Partie – sie steht gut fünfzig Minuten allein auf der Bühne – zwischen Sprechgesang, schwebendem Piano und dramatischer Gestik absolut souverän.

Burkhard Bauche leitet das Kammerensemble aus Musikern des Staatsorchesters sicher durch Frids Partitur, die die Seelenzustände der Protagonistin plastisch hörbar werden lässt.

Die Produktion ist für die Altersgruppe ab zwölf Jahren gedacht. Das ist machbar, bedarf aber auch und gerade guter Vorbereitung auf eine musikalische Sprache, die fernab von Eingängigkeit und Melos ist. Wenn das gelingt, hat das Stück in dieser Produktion das Potential, junge Menschen für das Musiktheater zu locken.

Das Premierenpublikum jedenfalls war restlos überzeugt, langer und begeisterter Beifall belohnte am Schluss alle Beteiligten.

Christian Schütte