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Fakten zur Aufführung 

LA CENERENTOLA
(Jacobo Ferretti, nach G. Rossini)
20. Dezember 2007 (Premiere)

Staatstheater Braunschweig


Points of Honor                      

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Skurriler Spaß

Skurril ist Rossinis Cenerentola ohnehin – kein Grimmsches Märchen, vielmehr eher eine Commedia dell’arte. Skurril sind die Ideen des kreativen Dominik Wilgenbus. Spielort: eine putzige Almhütte plus Beton-Bergstation incl. auftauchender Gondel auf Felsklippe vor Bergspitzenpanorama in Österreichs (!) Alpen. Und dies immanente Komik-Klischee wird augenzwinkernd in den Details lustvoll ausgespielt, diffamiert nicht, lebt von den Verwechslungen und provoziert fröhliche Heiterkeit. Reyna Bruns übernimmt die örtliche Regie – bei der Premiere noch mit einigen Hängern -, Markus Karner baut die optisch verblüffend-zwiespältige detailreiche Bühnenlandschaft.

Das zwölfköpfige Ensemble des Staatsorchesters Braunschweig lässt sich auf das lockere Bühnen-Gewusel offensichtlich motiviert ein, und unter dem kommunikativ-aufmerksamen Sebastian Beckedorf wird ein unbeschwert präziser Rossini-Klang hörbar (wenn auch ein wenig mehr „Feuer“ der um sich greifenden Heiterkeit nicht schaden würde).

Stefanie Golisch ist ein gequältes Aschenputtel und ein später glückliches Mädchen, beherrscht die Belcanto-Triller perfekt, vermag mit sanftem Timbre und flexibler Intonation Gefühle intensiv zu vermitteln. Milos Bulajic lässt als Prinz mit variabel-klangschönem Belcanto-Tenor aufhorchen; Ines Schumacher und Moran Abouloff geben die Schwestern Tisbe und Clorinda noch ein wenig opernhaft-komisch, überzeugen stimmlich mit ihren Möglichkeiten virtuoser Phrasierungskunst; Jordan Hristokov verlässt sich als geschäftemachende Stiefmutter auf satirische Volkstheaterkomik, beeindruckt mit kernigem Gesang; und Stefan Keijo Hagendorn gibt einen aalglatt-moralisierenden Alidoro. Beglückende Überraschung des Abends: der Dandini Ji-Su Parks – ein Erzkomödiant mit grandiosen Bewegungsabläufen, ein Sänger mit stupender Sprachgewandtheit und stimmlicher Brillanz.

Der Stellenwert der Produktion ist klar: In gut siebzig Minuten sollen Kinder ihre Liebe zur Oper entdecken. In der Premiere kommt 1 Kind auf 2 Erwachsene – entsprechend bleiben kindliche Reaktionen zurückhaltend, doch ist das Staunen über Bühne, Gesang und Musik unübersehbar. Diese Cenerentola wird in Braunschweig mit Sicherheit zur „Familien-Oper“ par excellence. (frs)

 




Fotos: Stefan Odry