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Fakten zur Aufführung 

LA BOHEME
(Giaomo Puccini)
19. Dezember 2007
(Premiere: 20. Oktober 2007)

Staatstheater Braunschweig


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Oper als Dokumentarspiel

Eine detailversessen realistische Bühne, sogar mit einem hochfahrbaren Treppenhaus im ersten Akt (Ulrike Schlemm), birgt natürlich die Gefahr der Desillusionierung durch permanentes Überprüfen der künstlichen Realität – „stimmt“ der Ofen , was soll die Zollschranke, warum ein Muff, in welcher Zeit spielt das Ganze?

Wolfgang Groppers schauspielorientierte Regie nimmt die handlungsbestimmenden Angebote auf – was zu quasi-dokumentarischer Attitüde verleitet, das Bühnenhandeln dominierend werden lässt, und Puccinis Komposition zur Bühnenmusik wird. Und das ist nicht „Verismo“ – und verpasst die Chance, elementare Gefühle intensiv zu vermitteln.

Braunschweigs neuer GMD Alexander Joel hat die Bohème als sein erstes Werk ausgewählt, reflektiert im Programmheft über die Probleme der Puccini-Musik, über Tempowechsel, über angemessene Sänger-Begleitung. Doch aktuell steht er nicht am Pult – war am Vorabend in Düsseldorf, ist wohl auswärts verpflichtet. So dirigiert der vielerfahrene Georg Menskes das Staatsorchester Braunschweig – und die Musik überzeugt: Puccini ohne Sentimentalität, emotional in den extremen Szenen, intensiv in den Streicherklängen, instrumental transparent, in der Dynamik ausdrucksvoll, sängerfreundlich!

Das Braunschweiger Solistenensemble überzeugt mit lustvollem Spiel und einfühlsamem Gesang: Liana Aleksanyan gibt der Mimi variabel-emotionale Stimme, verfügt über ein weiches Timbre und kann so auch die gefährlichen Höhen ohne Schärfen intensiv gestalten. Arthur Shen ist ein eher scheuer Rodolfo, tenoral mit genügend Material ausgestattet, um auch den großen Arien Glanz zu verleihen. Henryk Böhms Marcello ist viril-kraftvoll, lässt emotionale Zwischentöne eindringlich hörbar werden. Susanna Pütters gibt eine erotisch-aktive Musetta, besticht mit hell-variablem Mezzo und brilliert mit gekonnten Koloraturen. Dae Bum Lee bietet einen überzeugenden Colline mit einer eindrucksvoll-nachdenklichen „Mantel-Arie“. Und Malte Roesner gibt dem Schaunard stimmlich-nachdrückliche Präsenz. Chor und Kinderchor sind kollektiv präsent und vermitteln entlastend-freudigen Gesang.

Das Braunschweiger Opernpublikum akzeptiert das szenisch-musikalisch-gesangliche Angebot, freut sich wie über jede Oper, die auf dem schauspieldominierten Spielplan überhaupt noch zu erleben ist (im Januar gibt es gerade einmal sechs Opern-Aufführungen im Großen Haus). (frs)