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Fakten zur Aufführung 

KING ARTHUR
(Henry Purcell)
3. Mai 2003 (Premiere)

RuhrTriennale
(Lichthof Bottrop)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

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Publikum

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Rule Britannia

Die sagenumwobene Zeit King Arthurs ist die Phase englischen nation buildings, Geburtswehen gebären Mythen und Artikulationsformen, die bis heute das englische Weltbild prägen. Thomas Hengelbrock akzentuiert die Barockoper auf diese historische Frage - Graham F. Valentine leistet bei der pfiffigen Textversion den gehörigen Anteil an englischem Humor (aus schottischer Sicht!).

Fulminant die Purcell-sezierenden musikalischen Elemente: Minimal-Music, religiöse Hymen, Schlachtgesänge der Fußball-Fans, barocke Konstellationen, ja sogar Elgears Pathos haben ihre Quellen im barocken Grund - so wie Englands Geschichte um 800 v.Chr. aus einem pool mystischen Qualms kommt und heutzutage eruptiv Ausdruck sucht. Aber: das martialische Rule Britannia kann nicht überleben - das elegische Lamento nach der schäumenden Siegesfeier macht's hörbar deutlich.

Als "konzertant" firmiert das Angebot , zu erleben ist allerdings die fulminante Performance von Balthasar-Neumann-Ensemble und Balthasar-Neumann-Chor mit Graham F. Valentine: das Barock-Ensemble musiziert voller perfekter Hingabe, "aktualisiert" Purcells Musik mit orchestraler Ironie, der Chor agiert hinreißend solistisch - highlights: die "kalte Landschaft" hinter weißem Vorhang; die englisch-ordinäre Siegesfeier - verleiht den Purcell-Vorgaben aktuelle Bezüge.

Graham F. Valentine spricht in genüsslicher Auskostung die Libretto-Texte: im horgy-porgy-sound, keltische Anklänge, altenglisch historisierend, dabei mit unüberhörbarer Ironie. Er erzählt die schaurige Geschichte um die blinde Emmeline so wie sie als Mythos überliefert ist: distanziert-humorvoll.

Im 50er Jahre Lichthof der Berufsschule Bottrop ist ein internationales Triennale Publikum total fasziniert: standing ovations. Mortiers Triennale zeigt was sie kann: kritische Präsentation des Weltkulturerbes auf höchstem avantgardistischen Niveau - aber auch mit emotionalem Zugriff für offene Novizen! (frs)


Foto: © Michael Kaprol