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Fakten zur Aufführung 

LOHENGRIN
(Richard Wagner)
25. November 2001 (Premiere)

Oper Bonn

Points of Honor                      

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LOHENGRIN DER MAGIER

"Eine zeitlose Parabel auf verkehrte Machtverhältnisse" wird angekündigt; doch Philippe Arlaud (Regie und Bühne) präsentiert Lohengrin als omnipotenten Magier, der mit seinem Auftauchen privates und staatliches Leben bestimmt. Er entwickelt dazu einen opulenten Kosmos von martialischen Aufmärschen, in sich drehenden zylindrischen Raumelementen, die allesamt von Glanz und Gloria kündigen. Dazu leuchtet Licht in allen Farben des Spektrums - und am Ende die rothaarige (sic!) Ortrud vor dem kleinen Gottfried (dem designierten Brabant-Prätendenten) auferstehen zu lassen. Da ist opulente Theaterarchitektur zu erleben, da sind designerhafte Farbkombinationen zu bestaunen, und da posieren Chöre in aufwendig-dekorativen Kostümen (Andrea Uhmann) - alles den winzigen Moment zu exaltiert und demonstrativ, um als Bemühen einer kritischen Distanz akzeptierbar zu sein. Zudem gerät das Zusammenspiel der Personen zu klischeehaft, um das Klischee zu enttarnen - das verführerische Massenspektakel bleibt Selbstzweck, kann nicht hinterfragt werden.

Das Orchester der Beethovenhalle unter Marc Soustrot zelebriert Wagners Klangwelten hingebungsvoll verführerisch, aber es lässt nicht die Abgründe hören - offenbar in Übereinstimmung mit dem optisch-attraktiven Bühnengeschehen.

Das Sänger-Ensemble agiert und singt auf höchst unerschiedlichem Niveau: einer schlechterdings unüberbietbaren Julia Juon als Ortrud steht eine unbewegliche Eva Johansson als Elsa stimmlich nicht ohne Schärfen gegenüber; Alfons Eberz ist durchaus kraftvoll als Lohengrin, lässt aber den Schmelz im piano vermissen - dagegen gibt Oleg Bryjak einen aggressiven Telramund, während Hans-Georg Mosers König einen Hauch zuviel Altersschwäche vermittelt. Die großen Chöre (Sibylle Wagner) präsentieren brausende Klangwolken, stehen ohnehin im Mittelpunkt des Abends, doch hapert es bisweilen an der Abstimmung.

Das Bonner Publikum ist eine eigentümliche Melange von blasierter Pseudo-Kennerschaft und totaler Begeisterung. Vor mir wechseln Menschen die Plätze während der Ouvertüre, rechts wühlt jemand im Täschchen, sucht anschließend im Dunkeln die Inhaltsangabe im Programmheft, links daneben der notorische Applausverweigerer, hinter mir die flüsternden Kommentatoren; horrible. Und dann gibt es in Bonn Schließer, die einem für den letzten Akt einen Notsitz in der letzen Reihe anweisen, aber selbst nebst Begleitung selbst-reservierte Plätze einnehmen. Was soll man dazu sagen?! (frs)