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Fakten zur Aufführung 

EZIO
(Georg Friedrich Händel)
4. Oktober 2009 (Premiere)

Oper Bonn


Points of Honor                      

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Der reine Ezio...

Für die Londoner Opernsaison 1731/32 am King’s Theatre entstand Händels Ezio. Zum dritten Mal verwendete der Komponist ein Libretto von Pietro Metastasio, dem er in Rom 1729 begegnet war. Nach nur wenigen Vorstellungen wurde Ezio bereits im Frühjahr 1732 abgesetzt. Ezio wurde als zu anspruchsvolles und zu ernstes Werk mit politischem Zündstoff und zweifelhaftem Ausgang von der Gesellschaft boykottiert. Dem Verleger Walsh ist es schließlich zu verdanken, dass sich zumindest die Musik auch weiterhin einiger Beliebtheit erfreute. Diese ist voller Esprit und Innovation und stellt sehr hohe Anforderungen an die Sänger. In dem äußerst selten aufgeführten Werk gehen wir zurück ins Jahr 451. Der Held Ezio hat soeben Attilas Hunnen besiegt. Er wird zum Spielball einer Intrige am Hofe des Kaisers Valentiniano, der ihm die Braut Fulvia streitig macht, ihn des Hochverrats beschuldigt und schließlich zum Tode verurteilt wird. Der Handlung entsprechend geht es auch musikalisch hoch her.

Der Sänger der Titelpartie, Countertenor Yosemeh Adjei, sang wie schon bei der Premiere in Schwetzingen den Ezio mit leuchtender, schöner unangestrengter Stimme. Den Valentiniano interpretierte die fabelhafte Mariselle Martinez mit saftigem Mezzo. Julia Kamnik gab eine gute Fulvia. Auch das weitere Bonner Ensemble wartete mit einer tadellosen Besetzung auf: Susanne Blattert als Onorio und der schön timbrierte Bass von Martin Tzonev, der den Varo sang. Der junge Dirigent Andrea Marchiol brachte eine eigene, ganz persönliche Note in das mittlerweile erprobte Händelspiel des Beethoven-Orchesters. Die Arien wurden solide vorgetragen und die Streicher brillierten mit einem sehr homogenen, detailfreudigen Spiel.

Die erfolgreiche Produktion der Schwetzinger Festspiele aus Mai 2009 (opernnetz-Besprechung hier) erlebte nun im Theater Bonn ihre Übernahme-Premiere. Die Inszenierung nach Günter Krämer wurde für Bonn von Aldona Farrugia neu eingerichtet. Sie kam durch ein einziges überdimensioniertes Requisit aus: ein Bundeswehr-Panzer, der den Kriegsschauplatz andeutete. Obwohl Händel zahlreiche Solo-Arien vorsah, handelt es sich bei Ezio dennoch um ein Ensemblestück, bei dem alle Beteiligten auf der Bühne sind. Entweder passiv oder aktiv das Geschehen bestimmend. Die Badeszene, in der sich alle Akteure daran beteiligen, den nackt in einem Badebottich stehenden Helden vom Blut der Schlacht zu reinigen. Günter Krämer setzt zusätzlich eine Gruppe von Tänzern, die als Soldaten auftreten ein (Choreografie: Otto Pichler). Das Ensemble tanzt zur Händelschen Musik „strictly ballroom“. In Krämers psychologischer Studie wird die Figur des Valentiniano verdoppelt und von Witalij Kühne dargestellt. Günter Krämer zeigt kein buntes Sujet, keine barocke Bühnenpracht, sondern taucht das Geschehen mit Hilfe von Jürgen Bäckmanns Bühnenbild und Falk Bauers Kostümen in düstere, dunkle Farben.

Das Publikum reagierte mit jubelndem Beifall für alle Beteiligten. Ein würdiger Beitrag zum 250. Todestag des Komponisten. Wieder eine interessante hochmusikalische Ausgrabung zum Händel-Jubiläum 2009.

Ralph Thenhaus

 








 
Fotos: Thilo Beu