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Fakten zur Aufführung 

ELEKTRA
(Richard Strauss)
25. Januar 2009 (Premiere)

Oper Bonn


Points of Honor                      

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Starke Frauen

Sie ist jedes Mal wieder verblüffend, die Begegnung mit Strauss’ und Hofmannsthals Meisterwerk Elektra – meint man sie auch noch so gut zu kennen, so eröffnen sich doch immer wieder neue Einsichten. Dabei ist die betagte Dame auch schon einhundert Jahre alt.

Genau diesen Geburtstag nahm sich die Bonner Oper zum Anlass, auf den Tag und die Stunde genau ihre Elektra-Premiere stattfinden zu lassen – nur halt am Rhein und nicht an der Elbe.

Mit diesem Vorhaben gelang vor allem Bonns neuem GMD Stefan Blunier ein Einstand nach Maß. Das Beethoven-Orchester brachte unter seiner Leitung Strauss-Klang vom Feinsten zu Gehör. Keine Feinheit ging in gewaltigen Klangmassen unter. Elektras zartes Trauern um den vermeintlich toten Bruder Orest etwa wurde vom Orchester in zutiefst anrührendes Klagen verwandelt. Blunier bewies beides: vornehme Zurückhaltung, aber auch zupackende Kraft. Diese Kombination gemischt mit einer geradezu schmeichlerischen Art, die Sänger auf Händen zu tragen – da konnte man schnell ins Schwärmen geraten.

Und die Sänger dankten es ihm: allen voran Barbara Schneider-Hofstetter in der Titelpartie. Ihr gelang ein nuancenreiches Rollenportrait mit ihrem Sopran, der zwar über eine nicht ganz so fundierte Tiefe gebietet, aber in der Höhe keinerlei Antwort auf die Anforderungen an eine Hochdramatische schuldig blieb. Sie lieferte wahre Trompetenstöße, strotzte vor Kraft, konnte aber auch subtil über das Orchester hauchen. Ann-Marie Backlund als Chrysothemis erzählte der unglücklichen Schwester ihre Visionen vom Leben, brachte ihren schönen runden Sopran nach etwas zögerlichem Beginn zum Blühen. Daniela Denschlag gelang dagegen nicht ganz die Zeichnung der vom Leben zerstörten Klytämnestra. Ihr agiler Mezzo ist dafür um eine Spur zu gleichförmig, wird aber sicher in diese Rolle noch hineinwachsen. Etwas blass blieben Mark Morouse als Orest und Mark Rosenthal als Aegisth. Aber so ist das eben: Elektra ist die Oper der starken Frauen!

Intendant und Regisseur Klaus Weise vertraute auf die Musik von Strauss, ließ die Sänger vor einer anfangs blutbespritzten Milchglaswand (Bühne: Martin Kukulies) dicht an der Rampe singen – und verzichtete auf einen Interpretationsansatz. Doch gelangen ihm einfühlsame Figurenpsychogramme.

Das Bonner Publikum lauschte gespannt – diese Spannung entlud sich in frenetischem Beifall für Sänger und Orchester, freundlichem für das Regieteam.

Die Lorbeerkränze aber gehören Strauss und Hofmannsthal, deren perfekte Symbiose von Musik und Text einmal mehr Schauer über den Rücken trieb.

Thomas Hilgemeier