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Fakten zur Aufführung 

SUNDAY, AGAIN – UNIT IN REACTION – FRAME OF VIEW
(Cedar Lake Contemporary Ballet)
28. Januar 2010

Theater Bonn


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Cedar Lake Contemporary Ballet

Seit der Abschaffung der eigenen Ballett- und Tanztheatersparte – man erinnere sich an Johann Kresnik – behilft sich das Theater Bonn mit der Reihe 'Highlights des internationalen Tanzes' mit dem Einkauf von Tourneeproduktionen. Ein Glücksgriff geriet dem Theater Bonn mit der Einladung des in New York beheimateten Cedar Lake Contemporary Ballet, das mit zwei Programmen gerade durch Europa tourt. Die Company, 2003 von der Mäzenin Nancy Laurie gegründet und seit 2005 unter der Leitung des französischen Tänzers und Choreografen Benoit-Swan Pouffer, lädt bevorzugt europäische Choreografen nach New York ein, was sich auch in den Tourneestücken ausnahmslos zeigt.

Der Bonner Abend bestand aus drei Repertoirewerken. Sunday, again des Norwegers Jo Strømgren aus 2008 benutzt die Musik Johann Sebastian Bachs zur Illustration des öden Immergleichen eines Sonntags gelangweilter Luxusgeschöpfe. Eine Gruppe von 15 Personen befindet sich auf dem Tennis Court. Paarkonflikte brechen auf, sonntags ist man eben als Paar oft unweigerlich auf sich gestellt, was nicht immer gelingt. Umarmungen-Abstossungen, dramatische, abstrakt-formale und ironische Szenen wechseln sich ab, zum Teil rasend schnell, zum Teil im witzigen Spiel. Die Szenenwechsel sind als Schnitte choreografiert, die gesamte Truppe geht schnell von Bühnenseite zu Bühnenseite, nimmt dabei die handelnden Solisten mit aus dem Spielfeld und hinterlässt die neuen. Sunday, again funktioniert gut, solange es vom motorischen drive Bachscher Klaviermusik – aus dem Wohltemperierten Klavier – angetrieben wird. Bei Sakralmusik, die zwar natürlich auch irgendwie zum Sonntag gehört, gerät die Struktur aber in inkonsequente Bahnen.

Unit in reaction (2009) des italienischen Choreografen Jacobo Godani auf Musik von Ulrich Müller und Siegfried Rössert von mehrheitlich dunklem, lautem, aggressivem Gestus versucht die Tänzer an ihre physischen Grenzen zu treiben. Geschwindigkeit, strenge abstrakte, geometrische Muster, die sich permanent verändern und in Gänze bei einmaligem Zusehen kaum zu erfassen, sind die Kernelemente dieses Werkes. Nach der Athletik von Unit in reaction war in Frame of view (2009) schauspielerisches Talent gefordert. Die Arbeit der niederländischen Choreografin Didy Veldman wird angetrieben von einem von Philip Feeney virtuos zusammengestellten Arrangement von Musik u. a. von Osvaldo Golijov, Franghiz Ali-Zadeh, Offenbach, Feeney oder Nina Simone (nach Brel). Flankiert von drei raumbildenden knallgelben Türen (Bühnenbild und Kostüme: Miriam Buether) spielen sich vor und im nur mit Tisch und Stuhl bestückten Raum Exzesse aller Muster von Paarbeziehungen ab: Anhänglichkeit, Abweisung, angstbesetzte Einsamkeit, Unterwerfung, streiten, werben, verlassen sein und werden - ein menschlich milder, bewegender, ironisch, humoriger theatralischer Blick. Unvergesslich etwa das melodramatisch melancholische Solo von Ana-Maria Lucaciu zu 'Ne me quitte pas'.

Die Company zeigte sich in allen drei Werken mit einer phänomenalen Athletik, Dynamik und Flexibilität; die Tänzer/innen besitzen eine unglaublich intensive Präsenz, behalten auch in den Tutti ihre individuelle Persönlichkeit bei. Hervorzuheben noch das exzellente raumbildende Lichtdesign von Jim French, Jacobo Donani und Ben Ormorod.
Ovationen ohne Ende!
Wertung Tanz:

Dirk Ufermann