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Fakten zur Aufführung 

WAHNFRIED - EIN DEUTSCHES STAMMLOKAL
(Klaus Umbach/Moritz Eggert)
27. August 2006 (Premiere)

RuhrTriennale
Jahrhunderthalle Bochum

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Alte Hüte

Ein amerikanischer Wagnerianer trifft beim Golfspiel am Grünen Hügel auf die Widergänger der Wagner-Szene. Da tauchen sie alle auf, die aus der Wagner-Story bekannt sind: Cosima, Winfried, die Wesendonk, Bruckner, Nietzsche, am Ende auch Bakunin. Und Umbachs hölzerne Texte verraten nichts mehr, als der einigermaßen belesene Wagner-Interessierte schon kennt. Aus historischem Material, philosophischen Erkenntnissen, politischen Implikationen, familiärem Umfeld und ermüdenden Alliterations-Kopien nebst lahmenden Schmäh-Sprüchen ergibt sich ein ennervierendes Konglomerat der Suche nach dem wahren Richard.

Moritz Eggert leidet – als Liszt verkleidet – am Flügel an seiner Wagner-Phobie; doch gelingen ihm pointierte Passagen, die den Wagner-Rausch konterkarieren.

Aber dann dröhnt der Wagner-Bariton Alan Titus Arien aller möglichen Ring-Personen als Intermezzi ins Haus, ohne dass deutlich wird: handelt es sich um übersteigerte Satire oder um den Versuch, Wagners Partien neue intime Aspekte abzugewinnen. Doch dazu ist Alan Titus darstellerisch und stimmlich zu unentschlossen.

Unter der Schauspielercrew beeindruckt Dietmar Mues mit einem intensiven Nietzsche-Monolog. Alle haben aber unter der à la longue ideenarmen Regie von Markus Dietze in den bizarr-klischeehaften Kostümen von Tina Carstens geringe Chancen zur Profilierung.

Am Ende die Höchststrafe des Publikums: keine Bravos, keine Buhs, keine Applaussteigerung für den Autor. Das konzentriert folgende Publikum rätselt über die verpasste Chance, Wagner mit barocken Tendenzen in Verbindung zu bringen; erlebt einen Abend, der wohl eine Marginalie im unendlichen Strom der Wagner-Reflexion bleiben wird. Eine verpasste Chance, leider; in der SPIEGEL-Sprache: ein Flop. (frs)


Fotos: © Mara Eggert