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Fakten zur Aufführung 

VENUS IN AFRICA
(George Antheil)
26. Februar 2009 (Premiere)

Bochumer Symphoniker


Points of Honor                      

Musik

Gesang

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Falschgeld und Liebe

Er stilisierte sich selbst als bad boy of music, mischte als Amerikaner die europäische Musikszene in den 20er Jahren auf, kehrte nach 1933 in die USA zurück, komponierte bis zu seinem Tod 1959 mit mäßigem Publikums-Erfolg. Seine Satire auf den amerikanischen Präsidentschafts-Wahlkampf „Transatlantik“ von 1930 feierte 1987 in Bielefeld in der Dew/Pilz-Interpretation umjubelte Auferstehung (später noch einmal in Flensburg) - aber ansonsten ist George Antheils kreativ-übermütiger Umgang mit den Traditionen musikalischen Theaters vergessen und ohne nachhaltige Resonanz.

Steven Sloane präsentiert Antheils bizarren Einakter Venus in Africa von 1954 mit den Bochumer Symphonikern als konzertante Version. Das ist außerordentlich verdienstvoll, vermittelt eine hochattraktive Melange von neoklassischen und neoromantischen Klängen, von populärer Musik und Jazz. Die Bochumer Symphoniker intonieren diese vitale Musik mit hinreißender Spielfreude, entwickeln eine animierende Ästhetik expressiver Tonalität, glänzen mit strahlendem Blech, lyrischem Holz, grundierenden Streichern und akzentuierendem Schlagzeug. Da werden Impulse der Musik-Geschichte zur reflektierten Unterhaltung, da werden lange Rezitative zu konsumierbaren Klängen. Doch: Bei aller Dynamik und virtuoser Spielkunst – der konzertanten Vorstellung fehlt die Imagination der Szene, verzichtet auf die optischen Elemente einer bizarren Geschichte, bei der es um Liebe, Mythen und Falschgeld in Nordafrika vor Djerba geht.

Charles trennt sich von Yvonne, hofft sie durch Falschgeld über einen Straßenhändler und einen Wirt loszuwerden, gerät in eine geheimnisvolle Beziehung mit der lebendig gewordenen Venus-Statue; Yvonne taucht wieder auf, das Falschgeld entpuppt sich als echt – die Metaphern werden satirische Mittel für das durchaus ironische Happy End.

Diese verklausulierten Prozesse raffinierter Konstruktion „nur“ durch engagiertes Singen zu vermitteln, stellt die Solisten vor unlösbare Aufgaben: Miljenko Turk beeindruckt dabei als Liebe suchender Charles mit agilem Bariton, vermag ambivalente Gefühle differenziert auszudrücken. Johanna Stojkovic gibt der enttäuscht-liebenden Yvonne selbstbewusst-perlenden Sopran, changiert am Ende brillant zwischen zweifelndem Verzeihen und verhaltenem Triumph. Claudia Barainsky ist die geheimnisvoll-verwandelte Venus, die leidenschaftlich-mahnende Liebesgöttin – mit kraftvoller stimmlicher Imagination und überzeugender Variabilität. Thomas Laske als sonorem Wirt und Stephan Boving als intrigant-karikiertem Straßenhändler verbleiben in der konzertanten Version die routiniert abgelieferten Rollen handlungs-stimulierender Figuren.

Dem Publikum fehlen die Übertitel, um den englisch gesungenen Text zu verstehen – dennoch stoßen muntere Musik und intensives Singen auf geradezu begeisterte Zustimmung.

Man kann gespannt sein, wann dieses vielschichtig inszenierbare Stück szenisch präsentiert wird! (frs)