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Fakten zur Aufführung 

TRISTAN UND ISOLDE
(Richard Wagner)
13. Januar 2001

Bochumer Symphoniker im Audi-Max der Ruhr-Universität

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TOD AUF EINEM WEISSEN BETT

Die Bochumer Symphoniker haben sich mit der Aufführung von "Tristan und Isolde" im Audi-Max der Ruhr-Universität selbst übertroffen. In Kooperation mit der Opera North in Leeds, deren Musikdirektor der Bochumer GMD Steven Sloane ist, wurde eine szenische Aufführung für einen einzigen Termin realisiert, die gleich mit dem ersten Bild ihren allerhöchsten Anspruch deutlich macht. Auf schiefen elliptischen Flächern stehen Tristan und Isolde voneinander getrennt, in grünes und blaues Licht getaucht. Wieland Wagners Bayreuther Aufführung stand hier Pate, und es wurde Anschlussfähigkeit zu einer der stilbildenden Inszenierungen des Neuen Bayreuth gesucht.
Wagner reduziert die Geschichte auf ihren überzeitlichen lebendigen Kern, auf die existentielle Kraft der Liebe, die das eigentlich handelnde Prinzip darstellt, nicht die Menschen. Diese Urgewalt wirkt durch Tistan und Isolde hindurch, weder Isoldes Racheschwüre noch Tristans Loyalität zu König Marke können sich ihr ernsthaft in den Weg stellen. Am Ende stirbt Tristan in hellen und eindringlichen Bildern, allein auf einem weißen Bett. Woran stirbt er eigentlich? Der Tod ist in der Oper Anlass für die schönsten Schlussgesänge, und so erleben wir auch keine verzweifelte Isolde, sondern eine gefasste, hoffende. In ihrer Trauer tritt Isolde aus ihrer Rolle als Opernfigur heraus und wird zur Kammersängerin, die dem Publikum ihr "Mild und leise" entgegenbringt. Das Licht macht klar, dass die Liebe der beiden den Tod überdauert. Dieser Apotheose zum Schluss hätte es im Grund nicht bedurft.
Die Partien waren nahezu ideal besetzt. Susan Bullock sang die Isolde mit leuchtender Strahlkraft und war in dieser Rolle eine echte Entdeckung ebenso wie Anne-Marie Owens als Brangäne. Mark Lundberg als Tristan wirkte anfangs ein wenig überfordert und nicht immer intonationssicher, steigerte sich jedoch und sang einen fulminanten dritten Akt. John Wegner überzeugte als Kurwenal auf der ganzen Linie, stimmlich mit einem geschmeidig kultivierten Bariton und szenisch mit schlanker Beweglichkeit. Wie aus einer anderen Dimension schien Sir Donald McIntyre als König Marke getreten zu sein. Mit einer unvergleichlichen Bühnenpräsenz sang Sir Donald sich in den Wagner-Olymp.
Steven Sloane verstand es, die Bochumer Symphoniker, die große Aufgaben zu lieben scheinen und den grauen Konzertalltag gerne einmal vergeigen, zu leichtem und strukturiertem Spiel zu bewegen mit dem Mut zur unendlichen Melodie und der damit verbundenen Emotionalität. Begeisterung war auch dem von Rasmus Baumann geleiteten Philharmonischen Chor Bochum anzumerken, der hervorragend aufgelegt war. Das Publikum bedankte sich für einen großartigen Abend mit langanhaltenden Beifallsstürmen. (su)