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Fakten zur Aufführung 

DIE TIEFE DES RAUMES
(Musik: Moritz Eggert,
Text: Michael Klaus)
11. September 2005 (Uraufführung)

RuhrTriennale
(Jahrhunderthalle Bochum)

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Musik

Gesang

Regie

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Jetzt geht's lo-os!

Es wird wohl das außergewöhnlichste Projekt der diesjährigen Saison der RuhrTriennale bleiben: „Die Tiefe des Raumes“, ein Fußballoratorium, gleichzeitig offizieller Beitrag zum Kunst- und Kulturprogramm der Bundesregierung zur WM 2006.

Die Musik stammt von Fritz Eggert, der Text von Michael Klaus. Letzterer ist bekennender Fan vom FC Schalke 04, kennt sich damit im Fußballgeschäft hervorragend aus. Und das ist dem Libretto deutlich anzumerken: Keine mühsam angelesenen Fakten, sondern ein virtuoser Umgang mit der Sprache aus einer ganz eigenen Welt – der Welt des Fußballs! Sorgsam ausgewählte Zitate von so mancher Fußball-Prominenz findet man („Habe fertig!“), dazu viel Bekanntes aus dem reichhaltigen Repertoir der Fangesänge (Jetzt geht’s lo-os!“) und Sportreporter-Phrasen („Das ist nichts für schwache Nerven“). Wer lediglich einen Abklatsch des ebenfalls aus der Feder von Michael Klaus stammenden Schalker Jubiläums-Musicals „Nullvier“ erwartet hatte, wurde eines besseren belehrt. Das war qualitativ eines seriösen Oratoriums angemessen!

Gleiches gilt für die Musik. Moritz Eggert – im Gegensatz zu Klaus übrigens FC Bayern-Fan – gelingt hier ein Kunstgriff, der den gesamten Abend bestimmt: Er konfrontiert die collagenartigen Textbestandteile mit einer in weiten Teilen tonalen, ja oftmals sogar höchst romantisch klingenden Musik. Die daraus entstehende Wirkung ist von einer faszinierenden Ironie, wenn beispielsweise der Chor der RuhrTriennale (ausgerüstet mit Fan-Schals und allerlei Fan-Utensilien) vermeintlich banale Aussagen wie „Du Weichei!“ im klassischen vierstimmigen Satz vorträgt.

In Hochform präsentieren sich Steven Sloane und die Bochumer Symphoniker: Eine höchst präzise Umsetzung der intelligent konzipierten Partitur.

Dazu kam ein kompetentes Ensemble aus Gesangssolisten und Sprechern: Claudia Barainsky (Tugend), Ursula Hesse von der Steinen (Laster), Corby Welch (Spieler), Thomas E. Bauer (von Jürgen Flimm vorsichtshalber als indisponiert angekündigt, letztlich aber seine Rolle als Journalist souverän meisternd), Peter Lohmeyer (Alt-Internationaler), Christoph Bantzer (Reporter) sowie Joachim Król (fantastisch als cholerischer, besserwisserischer Trainer).

Etwas verkalkuliert hat sich das Produktionsteam lediglich mit der angekündigten „Spieldauer“ von zwei mal 45 Minuten. Die wurde – ebenso wie die 15-minütige Pause – um einiges überschritten. Doch das war letztlich nur ein kleiner Schönheitsfehler in einer ansonsten großartigen Aufführung, die auch vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. (cd)


Fotos: © Ursula Kaufmann