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Seltsame Sache!
Der österreichische Erzähler und Dramatiker Gert Jonke erzählt in seinem Melodram, das seine Uraufführung im Rahmen der Ruhrtriennale fand, für Lorenzo Da Ponte einen fiktiven Lebensrückblick. Da Ponte betrachtet seine Freundschaft mit Casanova, seine Zusammenarbeit mit Mozart, und er berichtet über seine Ehe mit Nancy Grahl. Im Grunde genommen, eine interessante Idee.
Zur „seltsamen Sache“ geriet allein die Umsetzung. Zu Beginn des Stückes blickt das Publikum hinter den Vorhang eines großen Opernhauses. Was auf der anderen Seite geschieht, kann man nur ahnen und hören. Das gleißende Licht und der Gesang von Thomas Hampson künden von einem grandiosen Liederabend, den das imaginäre Publikum dieser imaginären Oper gerade genießt. Was wir zu sehen bekommen, ist das Geschehen hinter dem Vorhang. Hier vermischen sich die Schicksale von Da Ponte, der von mehreren Schauspielern dargestellt wird, dem Sänger Thomas Hampson as himself und der Nebenfiguren, des Korrepetitors und der „Umblätterin“.
Das Stück ist unklar. Viel schlimmer: Es montiert in seinen durch vermeintlichen Tiefsinn aufgeladenen Verlauf hier und da, mehr oder weniger unmotiviert, das eine und andere Stück Gesangskunst. In den wenigen Momenten, in denen Thomas Hampson singen darf, entsteht ein Glücksversprechen, das aber sogleich wieder zunichte gemacht wird durch die Zwänge von Autor und Regie (Christiane Pohle).
Die Vorherrschaft des Dramaturgischen zeigt sich auch im Schlussbild, einer Textprojektion auf den Bühnenvorhang. Hier wird der Blick des Publikums gelenkt, eine poetisierende Botschaft aufgedrängt.
Müder Applaus für ein laues Stück. Das Publikum wünschte sich offenbar, auf der anderen Seite des Vorhanges zu sitzen. Dort wo der brilliante Sänger Thomas Hampson einen Liederabend gibt. (su)
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