Kontemplation
Wer – ausgehend von Hebels Faken-Schilderung – eine Kombination vorliegender Auseinandersetzungen mit dem schwedischen Überlebensmythos (u.a. Hofmannsthal) erwartet, wird in eine andere Richtung gedrängt. Kontemplation ist angesagt, Texte von u.a. Trakl, Heine, Rilke und Musik von u.a. Mozart, Haydn, Schostakowitsch sind involvierendes Material für ein kontemplatives Angebot zur Reflexion über den Umbruch romantischer Utopien zu industrieller Realität.
Das Ensemble „Moderntimes“ und Siggi Haider am irisierenden Blech-Glas-Instrument zelebrieren Musikformen unterschiedlicher Epochen; Tobias Moretti rezitiert nicht, sondern präsentiert Texte zur beklemmenden Wandlung von hoffnungsvollen Träumen zur postindustriellen Endzeit-Vorstellung – endet brechtisch: Der Mensch braucht viel Arbeit – aber auch viel zu trinken.
Damit fährt er hinauf auf den oberen Boden der kathedralenähnlichen Gebläsehalle; Maria Kross hat den atmosphärisch dichten Raum mythisch aufgeladen.
Das Publikum lauscht und schaut, lässt sich auf den kontemplativen Prozess ein und dankt den Beteiligten mit lang anhaltendem Beifall; Tobias Moretti und dem perfekt aufspielendem Kammerorchester „Moderntimes“: brillante Einzelspieler, die zu überzeugendem Zusammenspiel finden und divergierenden Kompositionsanforderungen brillant gerecht werden. Eine weitere Bestätigung des Ruhe-Triennale-Konzepts: Angebote außerhalb der üblichen Theater-Szene! (frs)
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