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Fakten zur Aufführung 

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(Christoph Coburger)
4. Juni 2003 (Premiere)

Festival "Off Limits"
Prinz Regent Theater
(Bochum)

Points of Honor                      

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Symbolik

Ambivalenzen, Asymmetrien und Symbolik von Terrorismus und Antiterrorismus bestimmen die theoretischen Baudrillard-Texte, kontrastiert durch Lautréamont- und Morrison-Verse - das Ganze in sich wiederum ein "Symbol" für die ästhetisierende Umsetzung des globalen Problems in Musik und Szene. Christoph Coburgs Komposition spielt mit diversen Elementen des Musiktheaters: Ariosi, A-cappella-Gesang, Lied, Rap, Anklänge an klassische Formen, Minimal-Attitüden, pointilistische Töne, Pop-Anklänge. Sebastian Gottschick dirigiert das fünfköpfige Kammerensemble (Klarinette, Trompete, Schlagzeug, Flügel, Akkordeon) ausgesprochen konzentriert, gibt den Solisten breiten Raum für individuelle Auftritte zur Konturierung der Texte.

Mit Ulrich Bartusch, Barbara Ochs, Christoph Hierdels und Thomas Bonni interpretieren exzellente Stimmen mit "modernen" Exaltationen die theorielastigen Texte; Christian Wittmann ist der virtuos sprech-singende "Philosoph", der mit brillanten Verfremdungen die lastende Belehrungsorgie erträglich macht.

Sibylle Broll-Pape gruppiert das Ensemble auf freier Bühne mit den vage erkennbaren Twin-Towers als Rückwand in Gruppen, als Individuen, arrangiert Stühle - kommt aber an Formen des guten alten Agitationstheaters nicht vorbei, bemüht sich engagiert um Körperlichkeit und sinnlich nachvollziehbare Passagen. Doch bleibt dem Publikum das Erlebnis der Gefühlsaufwallung verwehrt: theoretische Texte, zumal so doppeltlastig-ironisierende von Baudrillard, lassen sich eben im flüchtigen Nacheinander kaum reflektieren.

Dennoch: Respekt vor den künstlerischen Leistungen und Nachdenklichkeit über das epochale Thema bestimmen die Reaktionen. (frs)