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Fakten zur Aufführung 

LA DAMNATION DE FAUST
(Hector Berlioz)
8. Juli 2004 (Premiere)

RuhrTriennale
(Jahrhunderthalle, Bochum)

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Furan Language

Keine Frage: Die spanische Künstlergruppe "La Fura dels Baus" hat der RuhrTriennale ihren Stempel aufgedrückt. Nach der spektakulären, durchaus diskussionswürdigen Zauberflöte im vergangenen Jahr wird die Inszenierung von Berlioz' "La Damnation de Faust" als Markstein der dreijährigen Intendanz von Gerard Mortier in Erinnerung bleiben. Mit ihrer eigenwilligen Lesart, der so genannten "furan language", interpretieren Alex Ollé, Carlos Padrissa und Jaume Plensa Berlioz' Werk in Form einer komplexen Symbolik, die allerdings nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich ist.

Das Programmheft bietet Hilfe, liefert eine "subjektive Handlungsübersicht": "Während der totalen Sonnenfinsternis versucht der zunehmend depressive Faust, Selbstmord zu begehen, indem er sich in den Schmelzofen stürzt. Darin hat er bisher, wie alle anderen Menschen auch, täglich sein Ego gegossen. Im Schmelzofen befindet sich der Rest von Fausts Psyche: Méphistophélès. Es beginnt eine abenteuerliche Reise durch die Mikro- und Makrowelt, bis Faust die fragilen Spuren seiner Seele in Marguerite findet und erfühlt. Letzten Endes sieht Faust sich gezwungen, mit seinem Schatten, Méphistophélès, einen Pakt zu schließen, um Marguerite, die Frau in seinem Inneren, zu retten. Nachdem die Sonnenfinsternis vorüber ist, werden Faust, Méphistophélès und Marguerite im Ofen zu einem neuen Menschen verschmolzen."

Zentrales Bühnenelement ist ein riesiger Zylinder - der Schmelzofen -, der sich mit der Industriehallenkonzeption der Jahrhunderthalle nahezu perfekt verbindet. Die Videoprojektionen (Frank Aleu) im Zylinderrund sind von einer bemerkenswerten Ästhetik, die allerdings auch funktional eingesetzt wird.

Subtil eingebettet in die Bühnenhandlung sind die drei Chöre (Orfeón Donostiarra de San Sebastian, Orféon Pamplonés, Knabenchor der Chorakademie Dortmund), die in einer ausgetüftelten Choreographie virtuos agieren und sich zudem durch eine harmonische, gesangliche Darbietung auszeichnen.

Die Solisten sind von herausragender Qualität: Paul Groves als Faust, Charlotte Hellekant als Marguerite, Sir Willard White als Méphistophélès.

Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg ist unter der Leitung von Sylvain Cambreling mehr als ein zuverlässiger Begleiter, die musikalische Interpretation fügt sich gleichsam in den Gesamtzusammenhang ein.

Das Publikum ist von diesem Glanzpunkt der RuhrTriennale begeistert, fasziniert, ja emotional einfach hingerissen. (cd)


Fotos: © Ursula Kaufmann