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Fakten zur Aufführung 

DIE BEFREIUNG DES PROMETHEUS
(Heiner Goebbels)
20. Januar 2004

Bochumer Symphoniker
(Kammerspiele Bochum)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

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Regie

Bühne

Publikum

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Avantgarde, antik

Heiner Müllers lakonischer Prometheus mit der resignativen Erkenntnis der Gewöhnung an die ewigen Fesseln wird von Heiner Goebbels zu einem Bravourstück der musikalischen Avantgarde.

Auf der leeren, imaginativ ausgeleuchteten Bühne beherrschen die Gruppen von Keybord bzw. einem festungsähnlichen Aufbau der drums die Szene, dahinter ein halbhoher Steg. Ernst Stötzner spricht die Müller Texte prononziert beiläufig, erzielt mit sparsamen Gesten dramatisch-reflektierte Effekte.

An den drums wirbelt David Moss spektakulär, entlockt den Schlaginstrumenten hämmernde Eruptionen, aber auch geheimnisvoll-fremde Geräusche mittels ungewöhnlicher Techniken, dazu fasziniert er mit vokalistischer Brillanz, vermag seiner Stimme ungeahnte Variationen des Stöhnens, Seufzens, Aufschreis abzugewinnen.

Heiner Goebbels spielt musikalische Elemente über den sampler, ein rauschendes Großorchester, Blasmusikpassagen, aber auch krachende Geräusche, emotionale Zwischentöne auf dem Keyboard kommentieren die schreckliche Geschichte der Antike, verweisen auf die Nicht-Konsumierbarkeit unbegreiflicher Abgründe der existentiellen Menschheitsgeschichte. 1985 als Hörspiel Aufsehen erregend, 1991 szenisch umgesetzt, hat dieser "Urknall" forcierten Musiktheaters nichts von seiner Faszinationskraft verloren.

In Bochum gibt es natürlich ein hochkultiviertes Publikum, aber es gibt sie auch, und nicht in marginaler Größe, die Zuspätkommer, die Rausgeher und Wiederreinkommer, die Schwätzer, die gickernden Tussis, die Sauerland-Expeditionsteilnehmer in Thermojacke und Fellmantel mit dem unvermeidlichen Rucksack. Sie machen brutal deutlich, dass es noch ein weiter Weg zum Ziel des "Strukturwandels Kultur" ist! Die Bochumer Symphoniker leisten dabei wichtige Aufbauarbeit. (frs)