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Fakten zur Aufführung 

WERTHER
(Jules Massenet)
8. September 2002 (Premiere)

Theater Bielefeld

Points of Honor                      

Musik

Gesang

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COOLNESS

Ganz vorzügliche Sängerdarsteller beherrschen die Szene in Bielefelds "Werther": Luca Martin ist ein selbstbewusst-zweifelnder Werther, stimmlich kompetent voller Verve, darstellerisch überzeugend. Mojca Vedernjaks Charlotte elegant in der Erscheinung, agil bei Stimme, Liebe und Enttäuschung, bitter artikulierend. Denis Combe-Chastel bleibt die undankbare Rolle des Stinkstiefels Albert; er bewältigt das schauspielerisch exzellent, bei aller Selbstverleugnung, sein Bariton strömt voluminös. Cornelie Isenbürger ist eine impulsive Sophie mit klarer Intonation.

Das Bielefelder Orchester spielt unter Felix Krieger durchaus kraftvoll, flüchtet nicht in romantisierende Klischees, deckt aber auch nicht die Sänger zu.

Die Regie-Idee Philipp Kochheims scheint im Einbruch des Außenseiters Werther in einer postmodern-coolscheinende "Familie" zu liegen. Friedrich Despalmes baut dazu ein ebenso postmodern-akzentuiertes Ambiente: ein Loft mit verfremdenden Accessoires und einen Fernseher, der mit kaum identifizierbaren Filmzitaten Verweise auf die Bedeutung der Zusammenhänge der handelnden Personen geben soll. Doch bleibt das alles Intention, vermittelt sich nicht dem Zuschauer - zumal die Übertitel wegen überstrahlendem Streulicht unlesbar sind.

Für den emotional nicht ergriffenen Zuschauer bleibt die verstörte anschließende Diskussion: Dekonstruktion von Konventionen bedarf eben der sinnlichen Sensibilisierung! Die Premiere in Bielefeld findet vor gelichteten Reihen statt. Die permanente Destruktion der herrschenden theaterfeindlichen Stadtpolitik zeigt Wirkungen. Gott sei Dank stehen große Teile des Bielefelder Publikums mit Leidenschaft hinter ihrem erstklassigen Theater! (frs)