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Fakten zur Aufführung 

LE TOREADOR
(Adolphe Adam)
20. Januar 2007 (Premiere)

Theater Bielefeld

Points of Honor                      

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Esprit: Teutonisch

Adolphe Adam, der Postillon von Lonjumeau, ein Großmeister der opera comique, sein Toreador uraufgeführt 1849 - bei uns seit langem vergessen, im unkonventionellen Bielefelder Spielplan „wieder entdeckt“ (nach einer Präsentation der Krakauer Nationaloper 2002).

Aber was machen Michael Beyer (Regie) und Hans Richter (Bühne) aus der espritsprühenden Petitesse? Eine teutonisch-dröge, uneingelöst bedeutungsschwangere „Satire“ auf fehlgeleitete weibliche Emanzipation und verkrampftes Schwerenötertum in pop-bunten nichtssagenden Wänden. Da werden komödiantische Gags mit langen Anläufen vermasselt, da spielt der musikalische Witz des brillanten Stücks nur eine geduldete Nebenrolle; und da wird eine lustvolle Persiflage auf Ehe, Mitgift, Liebhaber zu einem verquasten Warten auf die Pointe.

Unzulängliche Regie und plattes Bühnenbild sind geradezu eine Gemeinheit gegenüber einem fantastisch spielfreudigen und lustvoll belcantisierendem Sänger-Trio: Victoria Granlund als kalkulierende Coraline beherrscht die Mittel weiblicher Koketterie par excellence, brilliert mit zauberhaften Belcanto-Koloraturen und vermag intensive Gefühle gebrochen zu artikulieren. Simeon Esper gibt den berechnenden sunny-boy Tracolin mit jungenhaftem Charme und legatoreicher Stimme. Jacek Janiszewski ist ein Toreador-Oldtimer mit würdiger Ausstrahlung und elegant strömendem Bariton.

Kevin John Edusei gibt mit den munteren Bielefelder Philharmonikern einen kulinarischen Eindruck der Adam-Musik, die Elemente der Donizetti-Kultur und der Offenbachschen opera bouffe vermittelt - aber auch hier fehlt der reuelose Genuss des Flüchtigen, die musikalische Delikatesse des lustvollen Augenblicks.

Das unvoreingommen-erwartungsvolle Bielefelder Publikum braucht lange, um sich auf das langatmige Geschehen einzustellen. Begeisterter Applaus für die Sänger, verhaltenes Schweigen für das Regieteam - kräftige Buhs wären auch zu viel der Ehre für die griesgrämigen Spaß-Verhinderer gewesen. (frs)


Foto: © Matthias Stutte