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Fakten zur Aufführung 

ROAAMMMMMH!
(Dominik Schaffner, Dieter Schnebel, Jörg-Peter Mittmann, David Lang)
13. Mai 2006 (Uraufführung)

Theater Bielefeld
(moBiel Betriebshof)

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Töne des Industrielebens

Alternative Formen des Hörens; Klänge im Widerstreit von industriellen Geräuschen und "moderner" Musiksprache stehen im Focus der Bielefelder Bemühung um Neues Musiktheater. Nach zwei Jahren Pause wagt sich das einstmals avantgardistisch-mutige Haus an eine Demonstration aktuell-provozierender Entwicklungen.

Das beginnt im Betriebshof der Straßenbahn mit einer Harley-Davidson-Motorrad-Tonshow: Scheinwerfer leuchten auf, Blinker flackern, Motoren röhren im wechselnden Rhythmus, unterbrochen von knallenden Fehlzündungen; dazu eine fulminant-kommentierende Posaune: Malte Hellwege dirigiert die Konstellation von Dieter Schnebel, erzielt Effekte archaisch-industrieller Klänge!

Im zweiten Teil der durchaus publikums-interaktiven Performance steht eine Fahrt im Bus 617 mit konkreten Geräuschen (von Dominik Schaffner präpariert): modulierte Fahrgeräusche werden aus dem Alltagserleben des Busfahrers gelöst, vermitteln während der Fahrt durch den dunkelnden Teutoburger Wald mittels diffusem Zischen, Säge- und Schleiftönen sowie vibrierender Umwelt den intensiven Eindruck der ausgelieferten Industrie-Zivilisation.

David Lang verstärkt mit einem fulminantem Schlagzeug-Solo diese Impression: Industriegeräusche in einer Werkshalle, umgesetzt durch Pfannen, Kübel, Kanister und kalkulierte Metallplatten ergeben sich rhythmisiert-sequentielle Klänge mit imaginativen Effekten.

Zu einem Schwarz-Weiß-Film Richard Serras einer sich drehenden Eisenbahn-Stahlbrücke komponiert Jörg-Peter Mittmann eine adäquat-dynamische Musik im Stil der Minimal Music, die vom Detmolder Ensemble Horizonte ungemein kraftvoll realisiert wird.

Die äußerst gründliche Vorbereitung der ungewöhnlichen Klangerlebnisse führt zur faszinierenden Präsentation differenzierter Klänge, bringt das Publikum in Bewegung und vermittelt total neue Eindrücke experimenteller Tonkunst. Die Zuhörer honorieren das exzellent-vielfältige Angebot des mittlerweile im Konventionellen geführten Bielefelder Hauses. (frs)

 


Fotos: © Stutte