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Fakten zur Aufführung 

RINALDO
(Georg F. Händel)
1. Mai 2003

Theater Bielefeld

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Spektakulär

Während die head banger von ver.di auf dem Rathausplatz ihre 1. Mai-Botschaft per wummernden Megawatt-Techno artikuliert, kämpft im Theater der entführte Rinaldo heldenhaft gegen die Mächte des Bösen.

Gregor Horres löst die komplizierte Handlung auf in magische Momente der Wut, der Liebe, des Verrats, der brutalen Gewalt, des Zaubers, des seligen Triumphs. Verweise auf aktuelle Bezüge - ein Cowboyhut für "die Gute", ein optisch durchlaufender Besetzungszettel à la Hollywood-Film - animiert zu gelegentlichen Assoziationen über das Heute, ohne zwanghaft zu parallelisieren. Es gelingen Szenen von höchster Intensität und Bedeutung: Almirenas Opfer, Rinaldos Verweigerung, Armidas Verführung, die Schlacht zwischen Guten und Bösen.

Die "Burg" aus weißen Backsteinen mit Ausblicken auf real-virtuelle Außen- bzw. Innenwelten in der Projektion bietet kommunikative Spielräume (Kirsten Dephoff) und schafft den artifiziellen Rahmen für die Konkretisierung des Abstrakten.

In diesem sensibel kalkulierten Szenario agiert ein hinreißend agierendes Solisten-Ensemble auf höchstem sängerischen Niveau: Silvia Hablowitz ist ein prinzipientreuer mutiger Rinaldo - sie beherrscht die Händelschen Vorgaben mit perfekter kämpferischer Leidenschaft. Cornelie Isenbürger ist eine demütig liebende Almirena, betört durch intensives Leiden mit weichem Sopran. Victoria Granlund ist die erotisch erregende böse Zauberin Armida - ein Show-Erlebnis à la Hollywood, stimmlich souverän und ausdrucksstark. Raimund Nolte ist ein gewalttätiger Argante mit der nötigen Power seines unverbrauchten flexiblen Baritons. Charles Maxwells Countertenor war offensichtlich indisponiert; sein Goffredo bleibt brüchig, ohne Imagination der Kultischen Stimmlage (in der kleinen Rolle des "guten Zauberers" lässt Mirko Valetic den Zauber des Counters anklingen).

Das Orchester sitzt zum Teil auf erhöhtem Podium, entwickelt Klangeffekte höchster Raffinesse; Dirk Kaftan variiert die Dynamik und die Tempi von Szene zu Szene, gibt den Sängern Freiräume für ihre brillanten Fiorituren. Phantastisch!

Das Bielefelder Publikum weiß die extraordinäre Vorstellung zu schätzen: enthusiastischer Beifall für eine triennale-reife Oper. (frs)