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Fakten zur Aufführung 

IL VIAGGIO A REIMS
(Gioacchino Rossini)
02. Oktober 2005 (Premiere)

Theater Bielefeld

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Aufruhr im Altersheim

Nicholas Broadhurst verlegt die gescheiterte Reise an einen ersehnten Wunschort in ein Altersheim mit ausgeflippten SeniorInnen, die in einem wahnsinnigen Tanz auf der Stelle ihre Frustrationen und Obsessionen austoben; ist mit kritischer Analyse oder reflektierter Analyse.

Timo Dentler ignoriert die spezifische Konzerthaus-Situation und baut eine konventionelle Bühne auf dem ungewöhnlichen Konzertpodium – einen Raum im reduzierten Stil der Anna Vierbrock; einen Raum für unablässige Comedy-Gags (im ersten Akt zwei Stunden lang) im bieder-hektischen Millowitsch-Approach. Da gibt es keinen mit britisch schwarzem Humor, keine Ironie oder surrealistischen Überraschungen. Die Leistung der Maske (Ute Koring, Reinhild Speckmann) ist brillant!

Das phantastisch aufspielende Ensemble (immerhin 18 Rollen!) beeindruckt durch szenische Leidenschaft und – vor allem – sängerische Brillanz. Da sind die belcanto-sicheren Victoria Granlund, Mocja Vedernjak, die nach langer Zeit begeistert aufgenommene Diana Amos und die umwerfend komische Melanie Kreuter. Clemens Löschmann beeindruckt mit emotional-perfekter schlanker Tenor-Attitüde, Florian Mock, Michael Bachtadze, Damon N. Ploumis sowie Michael Leibundgut, Mikael Babajanyan und Valeriano Lanchas verkörpern die karikierenden Rollen mit virtuoser Stimm-Brillanz. Das übrige Ensemble singt auf höchstem Niveau – allesamt mit höchster Belcanto-Kompetenz, lässt Rossinis Koloraturen, Verzierungen, Kabaletten brillant erklingen.

Den Bielefelder Philharmonikern gelingt es unter dem akkurat-präzisen Peter Kuhn nicht, den französisch-italienische Charme der Rossini-Partitur zu entfalten – der Abend lebt von der faszinierenden Konzerthaus-Akustik.

Im Publikum verbreitet sich euphorische Begeisterung, Skepsis gegenüber dem demonstrierten Brachial-Humor bleibt in der Minderheit. Das ist wohl eine Geschmacksfrage. (frs)