Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

DIE PERSER
(Frederic Rzewski)
22. Juni 2003 (Premiere)

Theater Bielefeld

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Bis an die Schmerzgrenze

Ein kompromissloses Anti-Kriegs-Stück ist es, was Frederic Rzewski intendierte und mit hoch artifizieller, aber zugleich emotional erregender Zwölfton-Musik kompositorisch umsetzte.

Andrej Woron braucht wenige Requisiten: den Eisernen Vorhang, Stühle, rieselnden Sand, ein Wasserbecken. ER provoziert Bewegungstheater par exellence, integriert Schauspieler und Sänger zu einem selten erlebten Furioso theatraler Exaltationen. Dabei geht es ihm nicht um die platte Parallelität der gescheiterten Weltmacht Persien mit dem hypertrophen Xerxes - so bei Aischylis dramatisch dokumentiert - mit dem aktuellen Bestrebungen der Bush-Strategen, sondern um das existentielle Problem der Menschheit - heute: der Konsum - Gesellschaft und Medien - die sich als universelle Norm geriert. Im Finale entpuppt sich der "weise" Darlios als Machtmensch, Xerxes als Verhinderer der Utopie vom Ende des Kreislaufs der Kriege. Am Schluss beschwören Hammerschläge des Bebens der Welt, konterkariert durch arabische Kindergesänge aus Batterien von Radios - vielleicht eine Hoffnung?

Die faszinierende Adaption griechischer Dramenperformance mit Sängern, Schauspielern, Performance-Akteuren und Chor-Konstellationen findet in Bielefeld die engagiert agierenden Darsteller: Ines Burdow als spielende, Cornelie Isenbürger als singende Atossa; Thomas Cermak als erschöpfter Marathon-Bote; Lassi Partanen als leidend-siegesgewisser Xerxes und ein stimmsicheres, schauspielerisch hinreißend wirbelndes Ensemble.

Die musikFabrik setzt die Zwölfton-Musik Rzewskis mit enormer Verve um, vermittelt aus ungewöhnlichen Positionen (im Parkett - und Rang-Proszenium) die solistischen Herausforderungen für Klarinetten, Saxophon, Posaune, Bass, Klavier, Schlagzeug und Syntesizer zur Klangwelt sui generis werden.

Ein junges Publikum feiert das exorbitante Musiktheater-Ereignis frenetisch. Bielefelds intensiv-nachhaltiges Bemühen um modernes Musiktheater feiert einen Triumph - der hoffentlich nicht nur in den Feuilletons Resonanz findet, sondern auch das regionale Publikum affiziert. (frs)


Foto: © Matthias Stutte