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Fakten zur Aufführung 

NABUCCO
(Giuseppe Verdi)
19. März 2006
(Premiere: 4.3.06)

Theater Bielefeld

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Bühne

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Ein Meisterwerk, neu belebt

Konzertante Aufführungen können bei gekonnter Ortswahl, konzentriert-kompetentem Orchester und engagiert-identifizierenden Solisten zum großen Opern Genuss werden. Bielefelds Nabucco ist dafür ein überzeugendes Beispiel.

Das in zahllosen Mucken-Präsentationen zum Trivial-Trash abgewertete Meisterwerk Verdis wird in der Oetkerhalle fulminant rehabilitiert: Ein hochkarätiges Sängerensemble, das zudem permanent auch in Frack und Abendkleid an Notenpulten emotional ergriffen ist, vermittelt die archetypisch-biblischen Kräfte des Verdi-Ingeniums der beschwörenden Gefühlswelten. Mit Gabriela Morigi ist eine echte Diva die intrigante Abigaille: Ausstrahlung, stimmliche Registerwechsel, brillante Verzierungen vermitteln die hohe Kunst dramatischen Belcanto-Gesangs par excellende. Alexander Teliga gelingt ein sonor-auslotendes Bass-Porträt des Zaccharia, wie es ganz selten zu hören ist. Dem Ismaele gibt Francesco Petrozzi einen engagiert-strahlenden Tenor, voller Lust und Kraft! Katja Plessing verleiht der emotional-leidenden Fenena einen geradezu betörend-strömenden Klang voller Innigkeit und tiefer Empfindungen. Und Alexander Marco-Buhrmester, Bayreuth-erprobt, ist ein Nabucco mit allen Möglichkeiten eines gefühlvoll-variationsreichen Baritons - ein gespaltener Charakter mit viel Gefühl für die Herausforderungen der Belcanto-Spezifika.

Neben den weiteren kompetenten Solisten des Bielefelder Ensembles wir der Opernchor und Extrachor des Theaters (Hagen Enke) in hochkonzentriertem Engagement zum überwältigenden Klanghorizont des sängerischen Geschehens.

Die Bielefelder Philharmoniker sind voll engagiert, die Einzelinstrumente brillieren in allen Situationen; Kevin John Edusei dirigiert mit viel Sensibilität, lässt allerdings bisweilen dem Orchester zuviel Dynamik, verstört die Balance mit den Solisten.

Der Konzertsaal bedingt die Positionierungen: das Orchester im flachen Graben, dahinter die Solisten, auf Podien der 100-köpfige Chor vor einer farbig wechselnden Rückwand. Die Übertitel erscheinen auf einem Display über dem Orchester - für Zuhörer in den vorderen Reihen eine Herausforderung der Nackenmuskulatur.

Die emphatischen Sänger ersetzen mit kommunikativen Gesten und emotionaler Mimik die fehlende Regie, schaffen eine Atmosphäre nachvollziebarer Interaktion.

Die Zuhörer im total ausverkauften Konzertsaal mit der legendären Akustik sind zu großen Teilen keine Musiktheater-Freaks. Sie genießen kulinarisch; ob die späterhin Aufführungen der komplexen Gesamtkunstwerke des Musiktheaters präferieren werden, sei dahingestellt. Am Abend jedenfalls hingerissene Bewunderung des Wunders von Musik und Gesang. (frs)