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Fakten zur Aufführung 

JEKYLL & HYDE
(Steve Cuden/Frank Wildhorn)
2. September 2007 (Premiere)


Theater Bielefeld

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Gut und Böse

Der gute Dr. Jekyll engagiert sich mit Hilfe chemischer Substanzen für die Abschaffung des Bösen, wird selbst zum reißenden Mörder Hyde – und findet Erlösung im Tod.

Robert Louis Stevensons viktorianischer Roman von 1886 findet im Musical von Steve Cuden und Frank Wildhorn genregerechte Entsprechung.

Leonard C. Prinsloo inszeniert ein ambivalentes Spiel zwischen Gut und Böse – lässt den utopistischen Helden als Produkt einer technisierten Maschinenwelt zwischen kontroversen gesellschaftlichen Gruppen agieren – und sich selbst in unauflösbare tödliche Konsequenzen verstricken. Dabei gelingen der Regie atemraubende Konstellationen der gespaltenen Persönlichkeit, bizarre Karikaturen der viktorianischen Gesellschaft – und dabei werden die Mittel theatralen Handelns bisweilen mehr als ausgereizt.

Christof Cremers Bühne insinuiert die permanente Bedrohung der technischen Gewalt, schafft durch schwebende Elemente mit angedeuteten Fassaden atmosphärisch dichte Spielräume, gibt Gelegenheiten zu Ensemble-Formationen im Stil der viktorianischen Präraffealiten.

William W. Murta, hocherfahren in Sachen Musicals, treibt die Bielefelder Philharmoniker zu einem mitreißenden Klangrausch, kollektiv perfekt mit vielen highlights im klassischen Musical-Duktus, faszinierend anhörbar -- wenn da nicht die Tontechnik die Regler bis zur Schmerzgrenze hochziehen würde.

Diese Übersoll-Erfüllung betrifft auch die Solisten: Veit Schäfermeier ist ein Jekyll/Hyde mit ausgeprägter Darstellungskunst und frappierender Intonationskultur, differenziert zwischen den beiden Charakteren mit hoher Sensibilität und beeindruckt durch ein Stimmvolumen,das jederzeit mit dem Orchester konkurrieren kann. Einmalig!

Mit Roberta Valentini ist ein Musical-Star der Extraklasse zu bestaunen: Eine Lucy mit viel Gefühl und erstaunlicher Wandlungsfähigkeit, aber über die erotisierende Ausstrahlung hinaus mit einer enorm flexiblen Stimme, die keine Probleme hat mit der amplification. Cornelie Isenbürgers Lisa ist rollengerecht eher zurückhaltend, setzt auf die lyrischen Töne, die genregemäß eher defensiv klingen. Dem spielfreudigen Bielefelder Opernchor gelingen die Massenszenen spektakulär, doch ist nicht zu verkennen, dass dies kein Alltagsgeschäft für die Beteiligten ist. Das gesamte Bielefelder Ensemble beeindruckt durch fulminantes Engagement, garantiert einen großartigen Abend - kann aber manchen Längen in den ausgedehnten Spielszenen auch nicht die nötige power vermitteln.

Dreieinviertel Stunden lang folgt das musical-erfahrene Bielefelder Publikum mit rauschendem Zwischenapplaus, um am Ende tobende Begeisterung zu zelebrieren. Ein nachhaltiger Erfolg für das Bielefelder Theater als Musical-Tempel! (frs)


Fotos: Matthias Stutte