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Fakten zur Aufführung 

HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN
(Jacques Offenbach)
8. April 2000

Theater Bielefeld

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VERLOREN IM RAUSCH

Wohl selten ist der dichterische Impetus E.Th.A. Hoffmanns so adäquat auf der Bühne umgesetzt worden wie mit Gregor Horres' Version von Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen": Da geht es in Bielefeld nicht um die Rahmenhandlung für drei real stattgefundene Episoden. Vielmehr lebt Hoffmann in Rausch und Wahn, erfindet Geschichten und findet keinen Ausweg aus seinen Fantasiewelten. Die Muse bleibt die Muse, beobachtend und kommentierend, wird nicht zum hilfreichen Kumpel Niclas. Diesem plausiblen, tragfähigen und durchgängig hinreißenden Konzept leistet die variable Bühne mit ästhetisch verweisenden Vesatzstücken von Rudolf Rischer - Olympia wird aus einem elektronischen Labor gesteuert - wesentliche Hilfe, verstärkt durch thematisch akzentuierende Kostüme von Ursula Renzenbrink mit bedeutungstragenden Accessoires.
Den großartigen Theaterabend realisieren Chor, Orchester und Solisten: Selten ist ein spielfreudigerer Chor zu erleben - z.B. als Automaten auf Spalanzanis Ball - mit klangvoll integrierten Stimmen (Leitung: Angela Sleemann); das Bielefelder Orchester folgte Peter Kuhn in die diffizilen Brüche, Tempo- und Dynamikwechsel Offenbachschen Ingeniums in allen Instrumentengruppen.
Das hochkarätige Ensemble sang auf oberstem Niveau. Da fasziniert Alexander Marco-Buhrmester in den Rollen des Lindorf und Co. mit voluminös-ausdrucksstarkem Bariton; da brillierte Diana Amos mit abenteuerlichen Koloraturen als Olympia; da gibt Melanie Kreuter darstellerisch eine jungendlich-verunsicherte Antonia mit anrührendem, äußerst geschmeidigem stimmschönen Sopran; da verblüfft Sharon Markovich mit enormer Kraft und gestandenen Spitzen im fulminanten Zusammenspiel mit Chor und Orchester; und da glitzert Andrea Santo als Muse mit irrlichterndem Mezzo; Luca Martins Stimme entwickelt sich mit edel-metallischem Klang à la Neil Sheikoff zu immer größerer Strahlkraft; mit seiner enormen Bühnenpräsenz gibt er einen Hoffmann voller irren Dichterwahns - eine bewundernswürdige Studie von sänger-darstellerischer Kompetenz!
Das Bielefelder "Opernwunder" gewinnt neue Dimensionen: hochperfekte Aufführungen unter Leitung renommierter Regieteams mit Solisten in allen Rollen - Lassi Partanen als virtuoser Franz! - auf höchstem Anspruchsniveau.
Das Bielefelder Publikum feiert die außergewöhnlichen Leistungen seines Theaters mit emotionaler Zustimmung. Der Bielefelder "Hoffmann" konkurriert mit Kölns großem Wurf; und das erheblich geringer etatisierte Haus muss keine Abstriche machen. Ein Triumph! (frs)