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Fakten zur Aufführung 

HELGES LEBEN
(Mark Moebius/Karola Obermüller)
31. Mai 2009 (Uraufführung)

Theater Bielefeld


Points of Honor                      

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So ist das Leben

Drei exotische Tiere – Tapir, Reh und Schnapphamster – goutieren am Fernsehen die von Frau Gott und Frau Tod moderierte Show über den Helge zu nachzivilisatorischen Zeiten. Braut und Freunde spielen mit, aber vor allem Helges und Tinas Angst.

Das Bielefelder Theater präsentiert die Uraufführung eines spektakulären Projekts exponierten Musiktheaters, wagt innovativ beinah „kollektive“ Produktionsformen : zwei Komponisten, zwei Librettisten, zwei Regisseure, zwei Dirigenten. Das Ergebnis kann sich hören und sehen lassen.

Karola Obermüller und Mark Moebius verarbeiten vielfältige Anregungen aus der Musikgeschichte, entsprechen damit lustvoll dem frivolen „anything goes“, setzen musikalisch gezielt auf kommunikativ stimulierende Akzente – lassen sich partout nicht auf „Rubrizierung“ festlegen. Das Plus: plot-adäquate Vielfalt; das Problem: unterstellbare Beliebigkeit.

Unter Carolin Nordmeyer und Witolf Werner musizieren die Bielefelder Philharmoniker munter von Klassik bis Pop, differenzieren Handlung und den karikierten Personen angemessen und vermittelt ein reueloses Hör-Erlebnis.

Florian Lutz und Juliane Scherf geben dem satirischen Spiel freien Lauf, haben viel Verständnis für karikierende Situationen – versäumen aber auch nicht die abrupten Momente überraschender reflektierender Angebote. Die „Angst“-Figuren demonstrieren den unkompliziert nachvollziehbaren „tieferen“ Sinn des turbulenten Geschehens, bestätigen die Distanz zum Comedy-Blödsinn!

Hubert Wild gibt einen chaotischen Helge, Christiane Linke ist die zickige Freundin Tina, Elisabeth Umierski verkörpert eine ambivalente Frau Gott und Diana Amos verleiht der Frau Tod frivolen Charakter. Melanie Hirsch und Jens Krogsgard sind die „Ängste“ Tinas und Helges, die imaginierenden Deutungs-Figuren der skurrilen Handlung. Die nicht gerade arienreichen Partien werden von Bielefelds Solisten mit stimmlicher Souveränität musikalisch umgesetzt: komödiantische Darstellung und stimmliche Variationsmöglichkeiten werden zu Garanten des Theater-Erfolgs!

Das mit kuriosen Elementen zusammengesetzte Bühnenbild von Rainer Sellmaier schafft mit seiner immanenten Ironie den adäquaten Kommunikationsraum für den fiktiv-beziehungsreichen Rückblick auf die untergegangene Zivilisation – die aber unverwechselbar die unsere ist, mit Verweisen auf die jüngste Vergangenheit mit ihren spießig-repressiven Elementen!

Das Bielefelder Publikum goutiert das intellektuell nicht überladene Angebot mit „Spaß an der Freud’“, folgt animiert und feiert die Protagonisten mit jubelndem Applaus. Die „neue Oper“ mit ihren eklektisch-lustbetonten Elementen findet ihr Publikum.

Ist das die Alternative zum Musical? Bielefeld versucht den Test an und mit lebenden Objekten. Good luck! (frs)