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Geschlechter-"Kampf"
Monteverdis Madrigal von 1624 nach dem Text Torquato Tassos setzt das
Duell zwischen dem Ritter Tankred und der Muslimin Clorinda in auch heute
noch faszinierende Musik um. Im intimen Bielefelder TAM inszeniert Birgit
Kronshage diesen "Kampf der Geschlechter" aus der männlichen und weiblichen
Perspektive - ein Spiel verschiedener Welten.
Lassi Partanen verkörpert den männlichen Blick: bei aller Mediokrität
die attraktive Partnerin als selbstverständliches Sexualobjekt vereinnahmend,
die erotisch stimulierende Victoria Granlund aus der gegensätzlichen Perspektive:
die enttäuschten Erwartungen einer liebenden Frau, der am Ende nur die
Selbststilisierung als Unsterbliche bleibt. Lassi Partanen wirkt stimmlich
frisch, intoniert souverän; Victoria Granlund hat das gewisse Etwas in
ihrer geschmeidigen Stimme.
Sandra Meurer stellt ein Bett zwischen perspektivisch verengenden weißen
Wänden und Spiegelfolien auf die Bühne: ein perfekter Schauplatz für den
Geschlechterkampf, ohne verquaste Requisiten, eine Metapher gültiger Konstellationen.
Thomas Noacks ästhetisch anmachendes Video, symmetrisch projiziert auf
die Seitenwände, imaginiert zwischen den kontroversen Versionen den Kampf
als Tanz (Angel Blasco und Catherine Petit).
Das musikalische Ensemble unter Michele Rovetta versprüht in hoher Eleganz
die elementare Emotionalität der Monteverdi-Musik.
Das Bielefelder Publikum ist hingerissen von diesem außergewöhnlich dichten,
emotionsreichen, ästhetisch faszinierenden, thematisch aktuellen Theaterereignis.
Ein "Export" dieser Weltstadt-Niveau-Produktion ist dringend anzuraten!
(frs)
Karten unter (0521) 51-5454
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