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Fakten zur Aufführung 

ALCINA
(Georg Friedrich Händel)
28. Januar 2005 (Premiere)

Theater Bielefeld
(Oetkerhalle)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Publikum

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Liebe am Puff

Eine Bar, indirekt illuminiert; davor, dahinter, darauf das Personal eines coolen Puffs. Das gibt nur wenig Handlungsvarianten – aber wie Drinks eingegossen, Gläser geputzt, schlanke Beine präsentiert und schlicht Bar-walking geschieht, das soll dem Bielefelder Ensemble die eher schmuddelige Realität mal nachmachen! Kirsten Dephoffs Bühne ist der besonderen Situation im umgebauten Konzertsaal angepasst, wird aber erst durch das attraktive Ensemble zum kommunikativen Erlebnis.

Gregor Horres inszeniert das Innenleben eines Edel-Puffs, bleibt dabei den Verweis auf das Zauberhafte der Händel-Oper schuldig, überrascht mit einer ambivalenten Pointe: Ruggiero zertrümmert Alcinas Etablissements, der Chor der gerechten Liebenden singt dazu „Die Liebe siegt“ – opernungewohnte Ironie oder der brutale Sieg der selbstgerechten Moral?

Das Bielefelder Publikum ist da unentschieden, orientiert sich bei seinem enthusiastischen Schlussapplaus am vorzüglichen Gesang, den optisch-erotischen Reizen und der gelungenen musikalischen Darbietung – was ist da schon der Kampf zwischen dionysischem und apollinischem Prinzip, das letztendliche Leid der Alcina?

Das Bielefelder Ensemble agiert intensiv, präsentiert Laszives unmittelbar, identifiziert sich mit den dargestellten Typen – und vor allem: singt die Händelrollen mit gekonnten Verzierungen, zeigt immer wieder mit brillanten Soli die emotionale Befindlichkeit der durchaus vielschichtigen Figuren. Melanie Kreuter ist die zauberhaft liebend-leidende Alcina; Victoria Granlund spielt und singt einen irritierten Ruggiero; Cornelie Isenbürger ist eine hinreißend verführerische Morgana; Kaja Plessing vermittelt eine tief-liebende Bradamante; Simeon Esper als enttäuschter Oronte und Michael Bachtadze als moralisch „sauberer“ Melisso bieten Barockgesang in Hochform. Welches Haus kann ein solches Ensemble aufbieten?!

Der Händel-erprobte Michael Schneider dirigiert das solistisch eindrucksvolle Philharmonische Orchester der Stadt Bielefeld zunächst eher zurückhaltend, lässt dann im zweiten Teil mit gesteigerten Tempi, pronozierter Dynamik und voluminösem Gesamtklang die Faszination der Händel-Musik freien Lauf. Ein neuer Triumph des Bielefelder Opernwunders, Epoche II: die Oper im Konzertsaal widerlegt alle Skeptiker!


Karten unter (0521) 51 54 54


Fotos: © M. Stutte