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Fakten zur Aufführung 

CRAZY FOR YOU
(George und Ira Gershwin)
27. September 2009
(Premiere: 5. September 2009)

Theater Bielefeld


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Show-Feeling pur

Da ist dann doch so ein kleiner Etikettenschwindel am Werk, wenn das Theater Bielefeld mit Crazy for you ein neues Gershwin-Musical präsentiert. In Wirklichkeit beruht das Stück, das Ken Ludwig 1992 aus vielen Gershwin-Songs neu zusammenstellte, lediglich rudimentär auf dem originalen Girl Crazy von 1932. Die Neubearbeitung hat mit dem Original offensichtlich eines gemeinsam: Auch hier bleibt die Handlung – eine Liebes- und Verwechslungskomödie - eher dürftig und so belanglos, dass das Bielefelder Regieteam sie auch taktvoll im Hintergrund hielt. Und das ist gut so, denn Olaf Strieb und seinem Team gelang mit dieser Produktion ein echter Volltreffer: Statt seinen Fokus auf ein wie immer auch gestaltetes, fortlaufend sich entwickelndes Musiktheaterstück zu legen, schafft er es, einem anderen Genre seine Referenz zu erweisen - der großen, bunten Revue!
Und die ist absolut nicht verstaubt: Hier wird jede einzelne Gesangs- und Tanznummer für sich zu einem eigenen Bonbon. Dafür sorgt Christa Beland mit einem beweglichen Bühnenbild, das die Showtreppe herrlich variiert, Stufen werden außerdem auch flugs mal aus Reisekoffern gezaubert. Eine Wüstenpflanze aus Plastik suggeriert den wilden Westen, Cowboys- und girls in Nationalfarben bevölkern die Bühne. Nicht zuletzt wird auch schon mal das Dach des Oldtimers zum Untergrund für eine Step-Nummer.
Perfekt wird der Abend jedoch erst durch die Choreographie von Jochen Schmidtke. Dies bezeugen nicht nur die vielen Step-Songs, sondern auch herrlich herausgearbeitete Prügelszenen. Schön, wenn die New Yorker Lady dem Saloon-Besitzer handfest klar macht, wer in ihrer Beziehung den Rock anhaben wird. Da kommen auch schöne Treppen-Tanzszenen vor und eine komische Spiegelbildparodie. Der ganze Abend ist eine einzige Augenweide - knallig, bunt und überaus amüsant.
Dass der Abend auch musikalisch ein Erfolg wird, dafür bürgt William Ward Murta, Bielefelds überaus erfahrener Musical-Kapellmeister. Was seine zehnköpfige Combo da aus dem Graben loslässt, ist Gershwins Musik absolut würdig: so sorgten etwa ein cool gezupfter Kontrabass und schillerndes Blech für das super Show-Feeling.
Jochen Schmidtke verkörperte auch die Hauptfigur Bobby - tänzerisch perfekt, gesanglich noch ausbaufähig. Rundherum ausgeglichen und mit anrührender Stimme Karin Seyfried als seine Angebetete. Herrlich Sarah Kuffner als New Yorker Domina, die den renitenten Wirt (Martin Becker) zur Raison bringt. Urkomisch das Cowboy-Trio von Frank Wöhrmann, Dirk Mestmacher und Thomas Winter - und für manchen Lacher sorgten auch die Bielefelder Theaterurgesteine Monika Mayer, Lassi Partanen und Ulrich Neuweiler.
Für professionelles Musical-Feeling garantierte die German Musical Academy Osnabrück - perfekt tanzend und im Ensemble singend. Langanhaltender Applaus folgte einer prima Show im vollbesetzten Theater, in das es auch eine ganz erfreuliche Menge junger Leute verschlagen hatte.

Thomas Hilgemeier

 










 
Fotos: Matthias Stutte