Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

THE IO PASSION
(Harrison Birtwistle)
14. November 2008
(Deutsche EA: 7. November 2008)

Konzerthaus Berlin


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Lovestory – mysterious

Eine moderne komplizierte Liebesbeziehung, der Mythos von den Konflikten zwischen der Mondgöttin Io, Zeus und Hera – und dies in Grenzen verwischenden Traum-Sequenzen: Harrison Birtwistle vermittelt in dem ihm eigenen Stil der sich dramatisch steigernden Emotionen die Traumata zerstörender Leidenschaften.

Auf der extrem breiten Bühne des Werner-Otto-Saals im Konzerthaus Berlin stellt Stefan Bleidorn höchst kommunikativ die Außenansicht eines Hauses (mit Fenster und Tür) neben die Innenansicht (mit Tisch, Lampe und Sessel); aus dem Hintergrund - getrennt durch einen wehenden Vorgang – tauchen die mythologischen Figuren auf, verbinden Mythos und Realität.

Kay Kuntzes intensive Regie betont zunächst die bedrängenden Näherungsversuche des „Mannes“, der die „Frau“ durch das Fenster beobachtet, sie mit Briefen anmacht, auf ihr Liebes-Erlebnis auf Lerna anspielt; während die „Frau“ ein Buch über die mythischen Mysterien liest und immer mehr in die brutalen Träume des Mythos versinkt. Diese fantastische Komplexität von antiker Erotik und konkret-bedrängender Leidenschaft entwickelt sich zu einer konsequent-verzweifelten Emanzipation der „Frau“.

Peter Adelhold vermittelt mit dem brillant aufspielenden Iturriaga Quartett und dem virtuos phrasierenden Andreas Langenbuch mit der interpretierenden Bassettklarinette die behutsam kommentierende Musik Birtwistles als musikalische Zusammenführung der verschiedenen Handlungsebenen, akzentuiert die changierenden Aspekte des mysteriös-realen Geschehens.

Isabel Hindersin als Frau und rächende Hera, Silje Aker Johnsen als Frau und missbrauchte Io intonieren mit kraftvoll-klangschönen Stimmen das Trauma unglücklicher Leidenschaften; Laura Cameron gibt der stalkerhaft bedrängten Frau ambivalent-erotisierte Statur. Andrew Mayor und Markus Vollberg als insistierenden Mann – der eine auch als der Io-Vater Inachos, der andere als agitierender Hermes – geben den Figuren eher zögerliche Ausdruckskraft, erscheinen als lauernde Liebhaber; Clayton M. Nemrow ist ein machohaft-brutaler Zeus.

Das Publikum verfolgt die sich langsam aufbauende Beziehungsgeschichte mit gespannter Aufmerksamkeit - doch ist es verdammt schwierig, die nun mal nicht auf Abruf präsente antike Zeus-Io-Hera-Leidensgeschichte mit dem „modernen“ Beziehungsdrama zu verknüpfen; da schließen sich lange Erklärungsversuche an. (Dennoch) Viel Applaus! (frs)