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Fakten zur Aufführung 

DIE ZAUBERFLÖTE
(Wolfgang Amadeus Mozart)
27. April 2008
(Premiere: 26. April 2008)

U-Bahnhof Bundestag Berlin


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U-Bahn-Zoff

Die U-Bahnstation „Bundestag“ der neuen Linie U 55 ist baulich fast fertig, die Bahnsteige stehen, der Granit ist gelegt - Raum für Musiktheater der anderen Art. Wer allerdings erwartet, einen Mozart à la „Linie 1“ zu erleben, der wird enttäuscht. Da lässt Christoph Hagel als Regisseur zwar Pamina von einem Polizisten Monostatos während der Ouvertüre verhaften, da ist der Tamino ein verdächtig anachronistischer Tamino, da gibt der Papageno einen pfiffigen Bahnhof-Junkie - doch inhaltliche Zusammenhänge wollen sich nicht herstellen. Zu divergierend bleiben die gewollte Aktualisierung und die so imaginierende Vorlage. Die Beziehungen zwischen den Opernfiguren gewinnen keine neue Qualität, irritieren durch nicht nachvollziehbare Aktualisierungen - es entsteht keine stringent-kommunikative Situation, und die Frage nach der Bedeutung der neu erzählten Geschichte bleibt unbeantwortet.

Die Berliner Symphoniker werden von Christoph Hagel souverän geleitet, Mozarts Musik erklingt in der akzeptablen Akustik der Schultes-Architektur in erfreulicher Frische, kontrastiert mit dem spröden Ambiente und vermittelt die Lust an unverfälschter Mozart-Musik.

Die Protagonisten agieren flexibel auf dem fertigen Bahnsteig, singen mit Hilfe einer vorzüglichen Tontechnik klangschön mit individueller Interpretation. Ronald Zeidler gibt einen stimmkräftigen Sarastro; Michael Müller ist ein gefühlvoll phrasierender Tamino, Theresa Derksen eine wunderbar geschmeidig klingende Pamina; Doris Sonja Langara gibt der Königin der Nacht variable Koloraturen; Marcel Sindermann ist ein stimmlich überzeugender Monostatos, und das Sängerensemble vermittelt den nachhaltigen Eindruck engagierter Sängerdarstellung. Karl-Forster-Chor und die Kinder des Berliner Händel-Gymnasiums vertreten kultivierten Chorgesang.

Das freizeit-unterhaltungs-suchende Publikum erfreut sich an Mozarts unsterblicher Musik, goutiert eingestreute Gags, fragt nicht nach „tieferen“ Zusammenhängen, genießt ein „event“ an ungewöhnlichem Ort.

So ist auch wohl das Konzept der Veranstalter gestrickt: Es gibt keine Besetzungs-Liste, im Programmheft gelten nicht die Gesetze der Mitwirkenden-Hierarchie, personale Fragen sind nur mühselig zu eruieren. Schade um eine vertane Chance. (frs)

 




Fotos: Oliver Wia