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Fakten zur Aufführung 

DER SCHUH DES MANITU
(Michael Bully Herbig)
27. Dezember 2009
(Uraufführung)

Theater des Westens Berlin


Points of Honor                      

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Gesang

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Musical-Spaß

Das gibt es in Andrew-Lloyd-Webber-Musicals nicht: souverän parodistische Handlungs-Elemente, eine an vielfältigen Anspielungen reiche Musik - vom lustvollen Umgang mit dem „typisch deutschen“ Winnetou-Mythos ganz zu schweigen.

John von Düffel entwickelt eine kuriose Geschichte, die schon im Blockbuster-Film mit seinen komischen Verfremdungen der May-Vorlage für begeistertes Vergnügen sorgte; Martin Lingnaus Musik kombiniert Western-Attitüde mit ironisierten Folk-Passagen und locker präsentierten „Schlagern“.

Zwar wird die konfuse Handlung eingerahmt durch die Erinnerungen der uralten Helden, doch besteht niemals die Gefahr tiefsinniger historischer Reflexion. Aber dennoch : „sinnfrei“ ist das Tohubawohu in der Welt der Guten und Bösen niemals.

David Gallo stellt die signifikanten Ingredienzien einer soften Western-Szene auf die Bühne, flexibel wechselnd vom Indianer-Lager, zum Pub, zum heimeligen Salon, zum unterirdischen Stollen: augenzwinkernd fokussierend – und wie in den historischen Panoramen imaginierend optisch übergehend in monumentale Video-Projektionen. Das gelingt in höchster technischer Perfektion – so wie das großartige Sound-Design (Mick Potter) ungeahnte Ton-Effekte der prima aufspielenden Band auf dem höher gelegten Podium freisetzt!

Die Solisten beherrschen die Musical-Anforderungen par excellence: Jörg Hilger und Claus Biechele als Blutsbrüder Abahachi und Ranger, Michelle Splietelhof als umworbene Uschi, Ingo Brosch als böser Santa Maria, Frank Logemann als ausgebeuteter und schließendlich reumütiger Hombre, Detlef Leistenschneider als im Westen unangepasster Grieche Dimitri, Lasinga Koloamatangi als Häuptling Listiger Lurch, Dennis Kornau als früh versterbender Falscher Hase – und Veit Schäfermeier als schwul-zickiger Winnetouch.

In der spielerisch perfekten Regie von Gip Hoppe und Carline Brouwer entwickelt sich eine Show voller Anspielungen mit immer wieder neuen Konstellationen gelingender und scheiternder Beziehungen.

Im Publikum herrscht totale Zustimmung, Reminiszenzen an Film-Szenen werden wach, Texte werden als bekannt erkannt, Sympathien für die Helden werden ungefiltert artikuliert - aber die Begeisterung gilt nicht einem schwachsinnigen „Verführungs-Objekt“, sondern einem perfekten Kunstwerk der Gattung Musical! Glückwunsch zu einem anregenden Abend!

Franz R. Stuke