Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

DER ROSENKAVALIER
(Richard Strauss)
8. Juli 2007
(Premiere: 2.4.06)

Komische Oper Berlin

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


Tickets

(030) 47 99 74 00


 

zurück       Leserbrief

Design-Ästhetik

Man muss schon sehr gutwillig in den engen Sitzen der Komischen Oper hocken, um der Homoki-Inszenierung ein wenig kritischen approach abzugewinnen. Als Regisseur steht der so innovative Intendant offenbar für geschmäcklerische Design-Ästhetik: schön anzusehen und unaufgeregt-plakativ arrangiert, aber ohne emotionale Leidenschaft. Keine Spur von der existentiellen Krise der Marschallin, nicht einmal die mögliche Heimito von Doderer-Melancholie, bloß bedeutungsschwangeres Getue.

Frank Philipp Schlößmann stellt einen Wiener Salon auf die Bühne, darinnen im 2. Akt eine Pendeluhr, die auf fünf vor zwölf steht und das Ganze im dritten Akt leicht schräg gekippt wird. Mon dieu, welche Tiefe des Gedankens!

Kirill Petrenko allerdings lässt mit dem bravourösen Orchester der Komischen Oper einen variationsreichen Strauss-Klang sondergleichen ertönen, mit abrupt wechselnden tempi, mit frappierender Dynamik – und das alles in perfekter Prägnanz.

Allerdings: Homokis Forderung „es kommt auf jedes Wort an“ scheitert an der mangelnden Balance zwischen Orchestergraben und Bühne und an der undeutlichen Artikulation der Solisten. „Morgengabe“ – das allein ist zu verstehen.

Darstellerisch wird dem Ensemble wenig abverlangt, sängerisch leisten sie Großes: Geraldine McGreevy singt eine facettenreiche Marschallin, Jens Larsen ist ein agil-intonierender Ochs, Stella Doufexis brilliert mit ausdrucksvollem Mezzo als Octavian und Brigitte Geller gibt der Sophie kräftig-emanzipierte Töne. Das Ensemble der Komischen Oper präsentiert die „kleinen“ Rollen mit rollentypischer Intonation und Timothy Richards schmettert die Arie des Sängers mit Verve.

Eine Oper ohne psychologischen Tiefgang und ohne gesellschaftskritischen Impetus wird von einem lustvoll-unbelästigt beiwohnenden Publikum goutiert – der Schluss-Applaus ist heftig und langanhaltend.

So gewinnt die Komische Oper auch ein hauptstadt-touristisches Publikum, untypisch für das traditionelle Klientel - wenn’s denn nicht zum Standard wird: Why not? (frs)


Fotos: © Monika Rittershaus