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CHAOTISCHER FILM
Die Operngötter hatten offenbar den
Abend der Wiederaufnahme von Meyerbeers "Robert Le Diable" - selten gespielt,
aber hochattraktiv - nicht auf ihrem Terminplan: Zwar gibt es mit Nelly
Miricioiu (brillant als Isabelle), Brigitte Hahn (wunderschön lyrisch
als Alice), Hanyi Zhang (ein wenig zurückhaltend als Robert) und vor allem
Kwangschul Youn (kraftvoll, voluminös und mit bezwingendem Legato) vier
hochklassige Protagonisten; die kleineren Rollen funktionieren (u.a. Bielefelds
Eyguenij Alexiev in einem Kurzauftritt) - doch der wichtige Chor wirkt
unlustig, agiert uninspiriert, verpatzt Einsätze und verbreitet nicht
den Hauch von Dämonie oder erotischer Verführung.
Der so kompetent-engagierte Marc Minkowski braucht sage und schreibe vier
Akte bis die wie blockiert wirkende Staatskapelle seinen Vorstellungen
folgt und im Finale die Kraft und das effektvolle Ingenium der Meyerbeerschen
Musik klangdifferenziert erlebbar macht.
Doch das Dilemma liegt schlussendlich im verquasten Inszenierungskonzept.
Georg Quanders Irrtum ist es, die Geschichte Eugene Scribes haarklein
erzählen zu wollen, dabei aber partout den Subtext übersieht und die Musik
Meyerbeers sowie den spirit der Grand Opera ausblendet. So erlebt der
Zuschauer die Quander-Story eines Vorstadt-Kino-Vorführers, die sich aber
nie einlöst und zudem Woody Allens Purple Rose of Cairo repetiert; dann
gibt es zwei verschiedene Versionen des Inhalts auf dem Programmzettel
und im dicken Programmbuch; die Übertitel erzählen etwas anderes als was
auf der Bühne an Aktionen stattfindet; schließlich gibt es den emotionalen
Ausdruck des Gesangs und letztlich die pathetische Kraft der Mayerbeerschen
Komposition. Wer glaubt, in diesem dramatischen Tohuwabohu so etwas wie
eine Konkretisierung des dekonstruktiven Prinzips zu entdecken, befindet
sich auf dem Holzweg: das alles ist schlicht konfus.
Und die Zuschauer empfangen den Regisseur denn auch entsprechend "emphatisch"!
(frs)
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