Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

PIKOWAJA DAMA
(Peter I. Tschaikowsky)
22. Dezember 2003

Staatsoper Unter den Linden (Berlin)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Dämonen

Liebeswahn und Spielleidenschaft sind die dämonischen Mächte, die Hermann, Lisa und die alte Gräfin beherrschen. Marius Trelinski inszeniert Tschaikowskys Pique Dame in der Koproduktion von Lindenoper und Nationaloper Warschau als Art Oratorium mit Betonung auf symbolische Handlungen. Die selbstquälerischen Leiden der Individuen sind Instrumente hochkognitiver Konzepte zur Demonstration der Funktion von Mythen.

Die abstrahierende Bühne - Spieltisch inmitten hermetischer Wände, rotes Licht mit der schriftlichen Bestätigung "rouge", dräuende Videobilder mit sturmgespeitschten kahlen Bäumen - von Boris Kudlicka vermittelt unsinnliche Klischees: am Ende der Tod als superhelles Licht hinter der (Kamera-)Blende.

Daniel Barenboim prägt mit der Staatskapelle Berlin (so heißt das Orchester der Lindenoper!) einen ungemein kraftvollen Tschaikowsky, erzählt eine intensive Geschichte seelischer Konflikte, emotional weit weg vom intellekuell-überhöhten Regiekonzept.

Viktor Lutsiuks Hermann wandert regiekonform über die kahle Bühne, vermag aber stimmlich mit erheblichem Wobbeln und fehlender Heldentenor-Attacke höheren Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Weshalb der brillant-kraftvolle Roman Trekel als Jeletzki wie ein germanischer Held aus Riefenstahl-Filmen erscheinen kann, bleibt wohl der unkalkulierten Regie verantwortet. Ekaterina Sementschuk ist eine ungemein klangsichere Polina, und Angela Denoke fasziniert mit fantastisch strömendem Sopran als Lisa - eine Stimme, die unter anderen Umständen unter die Haut geht!! Ute Trekel-Burckhardts Gräfin verblasst mir schütterer Stimme, und neben dem fulminanten Hanno Müller-Brachmann als Tomski chargieren die übrigen Corps-Kameraden Hermanns als erschütternd hilfslose Randfiguren.

Die Staatsoper ist gefüllt mit status-suchenden Edel-Touris, wahres Mitgehen ist nicht angesagt, die Atmosphäre ist peinlich indifferent. Das Haus ist voll besetzt - aber steriles Konzept und phlegmatisches Auditorium vermögen keine Leidenschaft zu transportieren. (frs)






Fotos: © Monika Rittershaus