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Fakten zur Aufführung 

DIE VERURTEILUNG DES LUKULLUS
(Paul Dessau)
2. Dezember 2007
(Premiere: 25. November 2007)

Komische Oper Berlin


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Action in der Unterwelt

Lukullus, der römische Feldherr und Genussmensch ist gestorben und wartet auf den Eintritt in das Schattenreich. Bei Katja Czellniks Inszenierung sitzt der Tenor Kor-Jan Dusseljee in der Hauptpartie zusammen mit dem „Kommentator“, dem Schauspieler Markus John vor einer großen Wand, auf der steht: „zu“. Auf diese Wand werden zur Begräbnis-Musik zu Ehren des großen Lukullus Videosequenzen aus Nachrichtensendungen projiziert. Wir begegnen im Schnelldurchlauf den großen Diktatoren vergangener und heutiger Zeit.

Doch es öffnet sich bald ein Türchen, und Lukullus landet in der Unterwelt: Bühnenbildner Hartmut Meyer baut eine überdimensionale, silbernen Gummizelle, in der sich die Verstorbenen auch so bewegen wie Insassen einer Anstalt, denn jeder versucht, sich von seiner irdischen Identität zu befreien. Eine überaus bunte Gesellschaft ist das: Tänzer, Choristen und Solisten, die über Lukullus zu Gericht sitzen und seine Taten nach dem Nutzen für die Menschheit beurteilen sollen.

Kor-Jan Dusseljee glänzt in der Rolle des Lukullus sowohl mit seinem brillanten heldischen Tenor als auch durch grandioses Schauspiel mit komödiantischem Talent. Immerhin stehen auch gestandene Schauspieler mit ihm auf der Bühne, wie Gabriela Maria Schmeide als das Fischweib mit einer der intensivsten Szenen des Abends und Markus John als teilweise kommentierender und eingreifender Showmaster, der auch einen hübschen Kirschbaum abgeben kann. Die kurzen aber eindrucksvollen Auftritte der weiteren Gesangssolisten, besonders das Solo der Königin von Erika Roos geraten allesamt zu musikalischen Highlights in der kurzweiligen, knapp zweistündigen Vorstellung.

Dessaus Musik tönt vielschichtig, ungewöhnlich und teilweise gewaltig und gesangsüberdeckend aus dem Graben. Eberhard Kloke leitet das Orchester der Komischen Oper in extravaganter Besetzung, ergänzt durch zwei präparierte Flügel und ein Trautonium, sicher und mit großem Elan. Perfekt koordiniert er die Auftritte des Kinderchores, der Solisten und des Chores mit dem Geschehen im Orchestergraben. Der Chor hat seinen großen Auftritt am Schluss in den oberen Rängen des Zuschauerraums, wenn Lukullus trotz seiner guten Tat - dem Import des ersten Kirschbaums aus Asien nach Europa - ins Nichts verbannt wird. Ein Urteil, das Lukullus in Clownsmaske mit verächtlichem Lachen entgegen nimmt.

Das Publikum der Komischen Oper scheint das Werk zum größten Teil schon zu früheren (DDR?)-Zeiten gesehen zu haben, jedenfalls scheint es unter der älteren Generation weniger Verständnis für die schrille Inszenierung zu geben als beim jüngeren Publikum. (if)


 Fotos: Komische Oper Berlin