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Fakten zur Aufführung 

HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN
(Jacques Offenbach)
4. Februar 2007
(Premiere: 21.1.07)

Komische Oper Berlin

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Hoffmanns Erzählungen in blau-weiß-rot

Die Neuinszenierung von Offenbachs einziger großer Oper am Haus in der Behrenstrasse wurde nach der Absage von Willy Decker dem jungen Thilo Reinhardt übertragen, der hier ein sehr prallbuntes und irdisches Debüt an der Komischen Oper vorlegte, ohne dem unvollendeten, fantastischen Werk ein allzu ehrgeiziges Regiekonzept überzustülpen. Reinhardt, ehemals Schüler von Götz Friedrich und persönlicher Assistent von Ruth Berghaus, konzentrierte die Erzählungen bewusst nicht auf die Geschichte des Künstlers Hoffmann, sondern auf sein privates Scheitern als Mann in seinen Liebesbeziehungen.

Die Figur der Sängerin Stella geriet dabei erstaunlich blass und konnte kaum mit dem Pappaufsteller ihrer Person konkurrieren, die anderen drei Herzensdamen hinterließen jedoch umso mehr Eindruck, und das in den französischen Nationalfarben: Cornelia Götz als Olympia (püppchenhaft affektiert mit hinreißend automatenhaften Koloraturen) war die Attraktion des Abends, nicht zuletzt wegen der irren Kostümierung mit weißblonder Perücke, dunkler Sonnenbrille, knallroten Lippen, weißem Pelzmantel und einem nicht ganz geschlossenem weißen Plastikbody. Die Antonia von Sinéad Mulhern in einem biederen blauen Kleid fiel dagegen auch stimmlich etwas ab und war leider als besessene Künstlerin nicht ganz glaubhaft. Im Venedig-Akt betörte Karolina Gumos akustisch und optisch als Giulietta in einem roten Kleid mit irrsinnig langer Schleppe (die originellen Kostüme stammen von Katharina Gault), die Hoffmann an der Nase herum führt, um sich schließlich ganz innig seiner Muse zuzuwenden.

Die Regieentscheidung, die Rollen von Hoffmanns Freund Niklas und seiner Muse zusammenzulegen, erwies sich als sehr fruchtbar, zumal Reinhardt in der wie gewohnt darstellerisch und sängerisch wundervollen Stella Doufexis eine überragende Darstellerin von Hoffmanns ständig präsenter Begleiterin hatte. Timothy Richards als exzellent schmetternder Hoffmann verkörperte sehr glaubwürdig durch die verschiedenen Lebensalter den Künstler, der sich in seinem eigenen Image suhlt und nie richtig erwachsen geworden ist. Dagegen wirkt Lindorf (Peteris Eglitis) als Gegenspieler, der das unerreichbare, aber in gewisser Weise auch unerwünschte Leben verkörpert, fast harmlos.

Die Handlung der drei Einakter und der beiden Rahmenakte spielte sich auf einer konstant bleibenden Bühne ab (Bühnenbild Paul Zoller), ein Theaterrestaurant im Stil der 1950er Jahre, wurde aber durch die kongeniale Beleuchtung von Franck Evin stets sehr originell variiert.

Kapellmeister Kimbo Ishii-Eto aus Taiwan, erstmals für die Einstudierung eines Werks verantwortlich, hatte zuweilen Mühe, Orchester, Chor und Solisten zusammen zu halten, fand allerdings nach den etwas störenden Anfangsschwierigkeiten doch noch zu einem guten Gleichgewicht.

Viel Jubel für die Sänger, besonders für Götz, Richards und Doufexis ebenso wie für das Regieteam. (kaki)


Fotos: © Thomas Aurin