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Fakten zur Aufführung 

LA BOHEME
(Giacomo Puccini)
21. Dezember 2003

Deutsche Oper Berlin

Points of Honor                      

Musik

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Regie

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Menschenleid

Miriam Gaucis Sopran entwickelt sich immer mehr zum Dramatischen - ihre Mimi hat vor allem in den berührenden piani todtraurige Dimension; der junge Tito Beltran phrasiert brillant im klassisch-italienischen Stil, Tom Erik Lies Schaunard, Roberto de Candias Marcello und Arutjun Kotchinians Colline demonstrieren kraftvoll-emotionale Vermittlung innerer Kräfte, Fionnuala McCarthys Musetta ist solistisch-virtuos, die Nebenrollen (Benoit, Parpignol, Alcindoro) sind ungemein schwach besetzt.

Die Inszenierung Götz Friedrichs von 1988 lebt vom leidenschaftlichen Interesse am Schicksal der leidenden Personen, die aktuelle Aufführung braucht allerdings ihre Zeit, um diese Intention zu vermitteln.

Das merkwürdig gemischte Publikum - Touris, Kindergeburtstags-Spender, Routiniers, Neugierige, emotional Erwartungsvolle - gerät erst gegen Ende in die kommunikative Spannung, die dem Drama gerecht wird (zumal bis weit in den ersten Akt Zuspätkommende hemmungslos ihre Plätze suchen).

Peter Sykoras naturalistisch vollgestellte Bühne - Dachkammer, Weihnachtsmarkt, Zollstelle - mag dazu beitragen: Wer vermag schon in einem dezidiert detailorientierten Dokumentarspiel elementare Gefühle zu entdecken?

Doch Jun Märkl fasziniert mit dem ungewöhnlich spielfreudigen Orchester der Deutschen Oper Berlin - nichts von sentimentalem Kitsch, aber alles für die oft unterdrückten eruptiven Potenzen in Puccinis Musik, so gelingt die lange Zeit routinelastige Performance immer mehr zu einem ergreifenden Drama zwischenmenschlicher Verzweiflung.

Franz R. Stuke






Fotos: © kranichfoto