Alltagskommunikation – gesungen
Margarete Huber – Sängerin und Komponistin - hört sich um in der städtischen Umwelt, rezipiert den Duktus der Alltagskommunikation, versucht Akzentuierungen zu erkunden und diese in stimmlich ästhetisierte Formen umzusetzen.
Im Berliner Kronenboden stellte sie ihr Experiment im Rahmen des „Poesie-Festivals“ erstmals vor.
Sprechfetzen aus erlebten Kommunikationen – das Café mit dem „bescheuerten Namen“, die „Selbstmord-Gabi“, der „ägyptische Fuß“ – werden in exaltierten Sopran-Tönen umgesetzt: zum Teil im nachvollziehenden Sprechgesang, zum Teil in atonalen Gesangs-Passagen, zum Teil in ariosen Exaltationen.
Die Sängerin reduziert ihre Präsenz auf sparsame Gesten, vertraut auf die Wirksamkeit stimmlicher Variationen als Umsetzung wahrgenommener Kommunikation.
Begleitet wird sie von Jan Gerdes – einem kundigen Vertreter experimenteller Musik – am präparierten Flügel: eine Melodica, Eingriffe in die offen liegenden Saiten mit Flageolett-Effekten, gesteuerte Band-Zuspielungen.
Es entstehen musikalisch-kommunikative Irritationen von eigenem Reiz, die sowohl an musik-historische Experimente von Krenek u. a. als auch an nahezu Dada-hafte Wortspiele gemahnen.
Hubers und Gerdes’ Versuch löste im intimen Raum des Kronenbodens in der „Kolonie Wedding“ intensive Gespräche aus: Das Experiment in Sachen experimenteller Klangsituationen, geräuschhafter Komponenten, musikalischer Bearbeitung vokalen Materials geht weiter!
Franz R. Stuke
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